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LVZ: Ex-Minister Jung: Bundestag hat Minister nicht beauftragt, Krieg in Afghanistan zu führen / Wehrpflicht gehöre zur Bundeswehr in der Demokratie

Geschrieben am 10-06-2010

Leipzig (ots) - Der frühere Bundesverteidigungsminister Franz
Josef Jung (CDU) hat sich entschieden von der Kriegs-Rhetorik und von
Plänen zur Abschaffung der Wehrpflicht distanziert, wie sie von
seinem Nachfolger im Amt, Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), verfolgt
werden. In einem Video-Interview mit der "Leipziger Volkszeitung"
(Freitag-Ausgabe) stellte Jung klar: "Der Bundestag hat mich nicht
beauftragt, in Afghanistan Krieg zu führen", so Jung. Allerdings gebe
es "besondere Situationen in Kundus" im Norden Afghanistans, für das
die Bundeswehr Verantwortung trage. "Dass dort Soldaten dies als
kriegsähnliche Situation empfinden, das kann ich sehr gut
nachvollziehen. Aber der gesamte Einsatz ist ein Einsatz zur
Stabilisierung der Situation in Afghanistan im Interesse auch unserer
Sicherheit. Und dabei bleibe ich weiterhin", sagte der CDU-Politiker.

In Sachen Wehrpflicht, für deren Abschaffung Minister zu
Guttenberg derzeit Ansatzpunkte sammelt, erinnerte Jung daran, dass
die Bundeswehr als Wehrpflichtarmee zum Gründungskonsens der
Bundesrepublik gehöre. "Ich denke, diejenigen, die damals die
Bundeswehr gegründet haben, haben mit guten Gründen die Bundeswehr
als Wehrpflichtarmee gegründet. Und ich finde, dass das ein Stück
auch zur Frage der Struktur unserer Bundeswehr gehört. Und deshalb
halte ich es für richtig, dass wir auch in Zukunft an der
Wehrpflichtarmee festhalten."

Er selbst habe sich immer sehr aktiv für die Wehrpflichtarmee in
Deutschland eingesetzt. Dafür gebe es auch "sehr gute Gründe". So
Jung. Er verwies auf die Eingebundenheit der Bundeswehr in die
Demokratie und auf die strukturelle Entwicklung der Truppe. "Man muss
immerhin bedenken, dass von den 60 000 Wehrpflichtigen fast die
Hälfte sich nachher freiwillig weiterverpflichten, dass 40 Prozent
unserer Zeit- und Berufssoldaten Wehrpflichtige waren. Eine
Wehrpflichtarmee ist eine andere Armee. Und deshalb denke ich, ist es
auch klug, in Zukunft an der Wehrpflichtarmee festzuhalten", hob der
frühere Bundesverteidigungsminister hervor.

Mit Blick auf seinen eigenen Rücktritt als Bundesminister im
Gefolge der Affäre um den von der Bundeswehr zu verantwortenden
tödlichen Luftschlag bei Kundus sprach Jung von einer "medial
überzogenen Reaktion, die mich im Hinblick auf den Schutz der
Soldatinnen und Soldaten zu dieser Entscheidung gebracht haben".
Viele fragten ihn aber heute, ob der Rücktritt wirklich gewesen sei.
"Ich denke, das war damals in der besonderen, ja ich möchte schon
fast sagen medialen Hysterie, von einer gewissen Sinnhaftigkeit."

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Büro Berlin

Telefon: 030/233 244 0


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