Neue Westfälische (Bielefeld): Günther Jauchs Spagat zwischen ARD und RTL Unter Gremlins THOMAS KLINGEBIEL
Geschrieben am 10-06-2010 |
Bielefeld (ots) - Die Sehnsucht, doch noch ins seriöse Fach zu
wechseln, muss sehr ausgeprägt sein. Vor drei Jahren hatte Günther
Jauch verbittert auf die Christiansen-Nachfolge verzichtet, die
ARD-Rundfunkräte als "Gremien voller Gremlins" gescholten. Nun ist
Jauch eingeknickt, verzichtet auf "Stern TV", akzeptiert
Werbe-Auflagen. Die ARD feiert die Abwerbung des populären RTL-Manns
als Coup. Das ist sie gewiss. Zweifel sind angebracht, dass Jauch der
Richtige für den Sonntagabend-Polittalk im Ersten ist, dass er es
besser machen wird als Anne Will, deren Quoten in diesem Jahr wieder
gestiegen sind. Auf diesen Sendeplatz gehört ein Schwergewicht des
politischen Journalismus, jemand, der die Berliner Politprofis in
Schach halten kann. Das ist Unterhaltungs-Großmeister Jauch gewiss
nicht. Die ARD-Gewaltigen kalkulieren, die Jauch-Sympathien
automatisch in gute Quoten für das sonntägliche Polit-Palaver
verwandeln zu können. Mutmaßlich wird ihre neue Errungenschaft weder
die an Politik Interessierten noch die Jauch-Fans zufriedenstellen.
Dass die Abwerbung tatsächlich kostenneutral erfolgen soll, ist
ebenfalls schwer zu glauben. Bei Licht besehen, ist der sensationelle
Wechsel das Eingeständnis verfehlter Personalpolitik. Jauch kommt,
aber das Sagen haben weiter die Gremlins.
Originaltext: Neue Westfälische (Bielefeld)
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