Südwest Presse: Kommentar zur Koalition
Geschrieben am 13-06-2010 |
Ulm (ots) - Angela Merkels neuerlicher Ruf zur Ordnung wirkt wie
ein Versuch, verzweifelt das noch zusammen zu halten, was derzeit in
ihrer Koalition immer schneller auseinanderdriftet. Die drei
Regierungsparteien haben sich wie es scheint fast unrettbar
entfremdet - die Union von der FDP sowie, und das wiegt wesentlich
schwerer, die CDU von ihrer Schwesterpartei CSU. Das belegen die
teils bestürzenden Episoden der vergangenen Woche. Zu denen gehört,
dass Verteidigungsminister zu Guttenberg in Berlin streuen ließ, er
halte es nicht mehr aus auf seinem Posten. Der beliebteste Minister
im Kabinett fühlt sich hintergangen, weil das Kanzleramt ohne sein
Wissen ein Gutachten zum Kundus-Untersuchungsausschuss anfertigen
ließ. Auch dieses Detail verfestigt den Eindruck, dass in der
bürgerlichen Koalition schon länger eine Lust am eigenen Untergang
vorgelegen hat. Der Kanzlerin allein die Schuld dafür zuzuschreiben,
wäre vermessen. Doch wiegt ihr Verschulden schwer. Merkels Verhalten
bei der Kandidatensuche für das Amt des Bundespräsidenten ist ein
Fehler mit vielleicht unabsehbaren Folgen. Sie ließ zu, dass die
Opposition einen Kandidaten vorzuweisen hat, den das bürgerliche
Lager eigentlich nicht ablehnen kann. Statt sich in Gaucks hohem
Ansehen zu sonnen und zu nutzen, um sich aus ihrer Isolation zu
befreien, bestimmte sie Christian Wulff. Nicht auszudenken, wenn am
30. Juni seine Kandidatur schief geht.
Originaltext: Südwest Presse
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Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
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