Länderindex Familienunternehmen: Kein gutes Klima für Familienunternehmen in Deutschland
Geschrieben am 14-06-2010 |
München (ots) - "Ein Rüffel für die Wirtschaftspolitik sind die
Ergebnisse unserer Studie: Für Familienunternehmen ist der Standort
Deutschland alles andere als optimal. Platz 11 von 18, das ist
weniger als Mittelmaß, was die deutsche Politik der vorherrschenden
Unternehmensform bietet, zu der über 90% aller Unternehmen gehören",
so Prof. Dr. Dr. h.c. Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der Stiftung
Familienunternehmen.
Der "Länderindex Familienunternehmen" ist eine Benchmarkstudie,
die seit 2006 im Abstand von zwei Jahren die Standortbedingungen von
18 OECD Ländern analysierend vergleicht. Untersucht werden die
Faktoren Steuern, Arbeitskosten, Produktivität und Humankapital,
Regulierung, Finanzierung sowie Öffentliche Infrastruktur. Neu
hinzugekommen ist ein Krisenindex, der zusätzlich Auskunft über die
Krisenanfälligkeit und Krisenverarbeitungsfähigkeit der Ökonomien
gibt. "Der Befund des vorliegenden Länderindex ist zweigeteilt", so
bestätigt Dr. Friedrich Heinemann, Projektleiter des Zentrums für
Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), das den Länderindex erstellt:
"Im Gesamtindex, der die langfristigen Standortfaktoren abbildet, hat
sich Deutschland mit seinem relativ schlechten 11. Platz im unteren
Mittelfeld des Gesamtrankings im Vergleich zum Jahr 2008 - 12. Platz
- wenig bewegt. Im Krisenindex hingegen schneidet Deutschland gut ab,
hier belegt Deutschland einen guten fünften Platz."
Größte Defizite bei Steuern und Regulierung
Problem Nr. 1 für den Standort Deutschland bleibt die hohe
Steuerbelastung: In diesem Subindex schneidet Deutschland noch
schlechter ab als im Gesamtranking, nämlich mit einem 13. Platz. Die
Entlastung durch die Unternehmensteuerreform aus dem Jahr 2008 ist
durch eine Reihe von Regelungen konterkariert und aufgehoben worden:
Angefangen von der Abschaffung der Abzugsfähigkeit der Gewerbesteuer
über die Anhebung des Spitzensteuersatzes bei der Einkommensteuer von
42% auf 45% bis hin zur Besteuerung von bestimmten Kostenarten, die
in Unternehmen bestehen: "Insbesondere die Besteuerung von bestimmten
Kostenarten wie Leasing, Pacht und Zinsen sind international unüblich
und erinnern an ein Tollhaus!"; so Hennerkes.
"Andere Länder haben die volkswirtschaftliche Bedeutung der
Familienunternehmen erkannt und handeln entsprechend", so Hennerkes
weiter. Das gilt insbesondere auch für die Erbschaftsteuer. Manche
Länder haben sie gänzlich abgeschafft wie beispielsweise Luxemburg,
Schweden oder die Slowakische Republik oder aber stärker gesenkt als
hierzulande wie Frankreich, die Niederlande oder Österreich.
Ähnlich negativ zeigt sich der Befund im Index Regulierung: Hier
ist Deutschland fast Schlusslicht innerhalb der 18 OECD-Staaten, nur
Österreich schneidet - entgegen der allgemeinen Erwartung - noch
schlechter ab. Nirgendwo sonst werden Einstellungen und Kündigungen
von Arbeitnehmern durch Bestimmungen und Vorschriften so stark
beeinflusst wie in Deutschland. Und auch die Tendenz zu
Flächentarifverträgen ist nur noch in Österreich stärker ausgeprägt.
Bestplätze nehmen in diesem Index USA, ge¬folgt von Gro߬britannien
und Däne¬mark ein.
Finanzierung und Öffentliche Infrastruktur
Die Kreditklemme wurde im Nachgang zur Finanz- und
Wirtschaftskrise zur größten Bedrohung. "Nicht ganz zu Unrecht, wie
der Indikator Finanzierung zeigt. Deutschland ist im Vergleich zur
Vorerhebung im Jahr 2008 um vier Rangplätze auf Platz 9 abgerutscht,
denn die Kreditversorgung und Finanzierungsbedingungen haben sich
infolge der Finanzkrise drastisch verschlechtert. Zu einem Teil
aufgewogen wird das Manko durch die günstigen Bedingungen bei der
Durchsetzung von Kreditverträgen: Während es in Deutschland
durchschnittlich 394 Tage dauert, braucht es in Polen mehr als
doppelt so lange (830 Tage) und in Italien gar 1.210 Tage. Ein
eindeutiger Standortvorteil von Deutschland liegt in der öffentlichen
Infrastruktur, also im guten Ausbau der Transportwege sowie der
Informations- und Kommunikationsinfrastruktur, aber auch in puncto
Rechtssicherheit, politischer Stabilität sowie der
Korruptionskontrolle. Hier erreicht Deutschland Platz 7. Italien
bestätigt alle vorherrschenden Vorurteile: Sowohl das ethische
Verhalten der Unternehmen als auch die Korruptionskontrolle sind laut
globalem Weltbank-Indikator nicht zu unterbieten.
Mit größter Sorge verfolgen die Familienunternehmen die wachsende
Staatsverschuldung, die die Wettbewerbsfähigkeit der
Familienunternehmen gefährdet, wenn sie durch Steuererhöhungen
gegenfinanziert werden muss. "Dauerhaftes Wachstum kann nur
gewährleistet werden mit konsequenten Senkungen der Steuern auf
Unternehmensebene!", so die Überzeugung von Stiftungsvorstand
Hennerkes.
Originaltext: Stiftung Familienunternehmen
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/61687
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_61687.rss2
Pressekontakt:
Maria Krenek
Stiftung Familienunternehmen
Ismaninger Straße 56
D-81675 München
Tel.: +49 (0) 89 / 12 76 400 03
Fax: +49 (0) 89 / 12 76 400 09
Mobil: +49 (0) 172 / 232 45 29
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