WAZ: Elf Freunde, nicht Partei-"Freunde" - Kommentar von Ulrich Reitz
Geschrieben am 14-06-2010 |
Essen (ots) - Ach, wäre die Bundesregierung doch auch so ein
realer Traum wie die deutsche Fußballmannschaft. "Merkel goes Löw"
wäre die beste Nachricht seit langem aus dem
Schlechtnachrichtenzentrum Berlin. Elf richtige Freunde statt
falscher Partei-"Freunde" und Koalitions-"Partner". Kreativ,
couragiert, kämpferisch, fröhlich und weltoffen. Welch ein
erfolgreiches Integrationsprojekt. Die Tore, geschossen von: zwei
Polen, einem Brasilianer, einem aus dem bayerischen Freistaat -
allesamt Migranten sozusagen. Und der Mann mit der
Richtlinienkompetenz ist der einzige, der kein Hochdeutsch spricht,
dafür im Volk aber schon gehandelt wird als Bundespräsident. Noch vor
Günther Jauch. Wer glaubt, Fußball und Politik seien Gegenwelten,
liegt schon lange falsch. 1954, das Wunder von Bern, klarster
Ausdruck des adenauerdeutschen Aufstiegs aus den Trümmern. "Wir sind
wieder wer." 1974, Beckenbauer und die Mannschaft nahmen Brandt beim
Wort, wagten mehr Demokratie und entmachteten den Bundestrainer
Schön. 1990: "Blüh' im Glanze dieses Glückes..." 2006 dann die
unverkrampften Fähnchendeutschen als Botschafter eines Landes, vor
dem sich niemand mehr fürchten muss. Hoffentlich lässt sich unsere
Regierung von unserer Elf anstecken. Umgekehrt wäre echt übel.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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