Rheinische Post: Kommentar: Herumdokterei
Geschrieben am 23-06-2010 |
Düsseldorf (ots) - Nach ihren heftigen verbalen Attacken, bei
denen sich die Gesundheitspolitiker der Koalition wechselseitig als
"Wildsau" und "Gurkentruppe" beschimpft hatten, probieren sie es nun
mit der Mimosen-Taktik: Bitte rühr mich nicht an. Die Fachleute
verhandelten gestern zwar stundenlang im Gesundheitsministerium,
hatten aber schon vorher die Botschaft gestreut, dass es keine
Ergebnisse geben werde. Vor der Bundespräsidentenwahl wollen die
Schwarzen und die Gelben keinen Streit mehr, deshalb wird über
Gesundheitspolitik nicht mehr öffentlich geredet. Es ist kein Zufall,
dass die nächste Beratungsrunde für den Tag nach der
Bundespräsidentenwahl terminiert ist. Die Gesundheitspolitik hat
immer noch genug Sprengkraft, die Koalition auseinanderbrechen zu
lassen. Dies aber soll auf Kosten klarer Reformen verhindert werden.
Was sich inhaltlich abzeichnet, ist ein Herumdoktern am System. Mit
den Einsparungen will man möglichst alle Gruppen, Ärzte, Kassen,
Pharmaindustrie, Krankenhäuser und Apotheken, ein bisschen treffen.
Der Zusatzbeitrag wird voraussichtlich ausgebaut, was sowohl die FDP
(dann ist das eine Prämie) wie auch die CSU (damit gibt es keinen
Systemwechsel) das Gesicht wahren lässt.
Originaltext: Rheinische Post
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