LVZ: Sachsens Sozialministerin Helma Orosz: Zweifel an Tiefensees Hartz-IV-Projekt
Geschrieben am 29-08-2006 |
Leipzig (ots) - Leipzig. Die Kritik an Wolfgang Tiefensees Langzeitarbeitslosen-Initiative hält trotz des geplanten Pilotprojektes in Leipzig unvermindert an. Sachsens Sozialministerin Helma Orosz (CDU), in deren Ressort die Betreuung von Hartz-IV-Empfängern fällt, kritisierte den Tiefensee-Vorstoß. "Generell können Ein-Euro-Jobs nur vorübergehende Lösungen sein. Dies stelle ich mir schwierig bei Zugbegleitern vor, die nach ihrer Einarbeitung doch längerfristig wirken sollten", sagte Orosz der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe).
Am Montag war bekannt geworden, dass die Leipziger Arbeitsgemeinschaft Arge und die Leipziger Verkehrsbetriebe LVB rund 100 Hartz-IV-Empfänger für Serviceaufgaben im Nahverkehr einarbeiten und verwenden wollen. Sie sollen beispielsweise Fahrbahn-Auskünfte geben oder beim Ein- und Aussteigen in Busse und Bahnen helfen.
Orosz gab weiter zu bedenken, dass vor einer Ausweitung des Leipziger Modellversuches zunächst dringend der Bedarf ermittelt werden müsse. "Ich habe da meine Zweifel, ob wirklich das Begleitpersonal in größeren Maßen von den Kunden angenommen wird. Das muss man genau beobachten." Die Ministerin verwies auf ähnliche fehlgeschlagene Ideen, wie die großangelegte Serviceoffensive der Deutschen Bahn. Diese sei bald wieder eingestellt worden, weil der Bedarf an Kofferträgern und anderen Servicekräften geringer war, als zunächst gedacht.
Frühere Spekulationen über einen weitergehenden Einsatz von Hartz-IV-Empfängern als Sicherheitskräfte in Bahnhöfen hält Orosz für abwegig. "Das Projekt kann grundsätzlich kein Instrument zur Terror-Bekämpfung sein."
Auch Sachsens CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer, der Tiefensee bereits Populismus vorgeworfen hatte, legte gestern nach: "Wir brauchen eine Generalrevision von Hartz IV und kein Herumdoktern an Einzelpunkten und auch nicht jeden Tag einen neuen Vorschlag von Aufbau-Ost-Minister Wolfgang Tiefensee."
In der Frage, ob die Hartz Gesetze überarbeitet werden müssten, hätten große Teile der SPD eine Wahrnehmungsstörung. Dabei führe laut Kretschmer kein Weg am Kombilohn-Modell vorbei. "Bei den Ein-Euro-Jobs ist es doch leider so, dass die Betroffenen in einem halben Jahr wieder zu Hause sitzen." Dies sei nur eine Politik von der Hand in den Mund. Das Ziel müsse aber sein, die Menschen in eine feste Beschäftigung zu bringen. "Mal fordert man Erntehelfer, mal Fahrplanauskunft - die Betroffenen werden bei diesem kurzfristigen Aktionismus ganz irre gemacht ."
Zudem sei in der Praxis bei den Ein-Euro-Jobs der Anreiz zum Hinzuverdienst viel zu gering. "Das hat schon bei den Erntehelfern nicht funktioniert. Der Zuverdienst ist im Vergleich zur Regelleistung zu gering."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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