Westdeutsche Zeitung: NRW-Minderheitsregierung = von Frank Uferkamp
Geschrieben am 13-07-2010 |
Düsseldorf (ots) - Heute ist es so weit: Hannelore Kraft wird zur
ersten Ministerpräsidentin in der Geschichte Nordrhein-Westfalens
gewählt werden. Das ist ein großer Tag für sie und ein großer Tag für
die SPD - schließlich wurde die CDU nach nur einer Legislaturperiode
wieder aus der Staatskanzlei vertrieben. Doch es ist fraglich, ob aus
der neuen rot-grünen Landesregierung wirklich etwas Dauerhaftes
erwächst. Denn sie hat keine eigene Mehrheit und ist auf Stimmen von
anderen Parteien angewiesen. Heute zum Beispiel wird Kraft wohl erst
im zweiten Wahlgang gewählt. Die 90 Stimmen, die SPD und Grüne im
Landtag aufbieten können, reichen nicht, um schon im ersten Anlauf
eine Mehrheit für die künftige Ministerpräsidentin des Landes
aufzubieten. Doch das ist kein Problem: Die Linkspartei steht zur
Verfügung, macht per Enthaltung spätestens im zweiten Wahlgang den
Weg frei für Kraft. Dass in dieser Fraktion DDR-Nostalgiker und
Alt-Trotzkisten sitzen, die über das Grundgesetz oftmals nur höhnisch
sprechen, wird nicht offen thematisiert. Es herrscht der Pragmatismus
- übrigens auch bei der CDU, die gestern auch einige Stimmen der
Linkspartei für ihren Landtagspräsidenten Uhlenberg billigend in Kauf
nahm. Doch das kann nicht über die generelle Konstellation
hinwegtäuschen: SPD und Grüne sind erst einmal auf die Zustimmung der
Linken angewiesen. Sie wollen im ersten Anlauf vor allem viele
Veränderungen der abgewählten schwarz-gelben Landesregierung in der
Bildungspolitik rückgängig machen: Studiengebühren weg, Kopfnoten
weg, Grundschulbezirke weg, Turbo-Abi als Regelfall in den Gymnasien
weg. Dahinter kann sich auch die Linke als selbst erklärte
Fundamentalopposition im Parlamentarismus versammeln. Doch das ist
noch keine gestaltende Politik, sondern nur
Vergangenheitsbewältigung. Spannend wird es beim ersten Haushalt, den
Rot-Grün spätestens im nächsten Frühjahr auf den Weg bringen muss. Da
kann es angesichts der Realität nicht ohne Einsparungen vonstatten
gehen. Und da wird sich zeigen: Hat eine Minderheitsregierung die
Kraft, parteiübergreifend Mehrheiten zu organisieren. Das könnte
klappen - wenn es vernünftige Konzepte gäbe.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
279069
weitere Artikel:
- Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Atom-Auktionen Rostock (ots) - Nicht nur bei der Bahn brennen die Klimaanlagen
durch. Auch in Berlin schlägt die Hitze offenbar einigen aufs Gemüt.
Anders lässt sich die Idee der Versteigerung von
Atomkraftwerk-Laufzeiten nicht erklären. Norbert Röttgen erweist sich
einmal mehr als "schneller Brüter" der Christdemokraten. Noch im
Februar empfahl er seinen Parteikollegen, nicht länger an der
Kernkraft festzuhalten. Die reagierten fassungslos. Am Ende pfiff die
Kanzlerin ihren Minister zurück. Jetzt also will Röttgen die
Reaktoren länger laufen mehr...
- WAZ: Wahl des Landtagspräsidiums - Kraft ist gewarnt. Kommentar von Tobias Blasius Essen (ots) - Wohl selten bot die sonst so unspektakuläre Wahl des
Landtagspräsidiums ein derart unwürdiges Vorprogramm für eine
Legislaturperiode, die reich werden dürfte an politischen
Ränkespielen. Die Linkspartei mutet Nordrhein-Westfalen ausgerechnet
die hoch umstrittene DDR-Nostalgikerin Gunhild Böth im
Repräsentationsamt der Landtagsvizepräsidentin zu. Da begehrten nicht
nur CDU und FDP auf, die der Linkspartei überhaupt nur unter
Schmerzen einen Vizepräsidentenposten zugestehen mochten. Auch eine
überraschend stattliche mehr...
- WAZ: Jugendämter schreiten ein - Hinsehen reicht nicht. Kommentar von Matthias Korfmann Essen (ots) - In Behörden ist die Rede von "Inobhutnahme" oder
"Kindeswohlgefährdung". Sperrige Begriffe sind das für die düsteren
Abgründe, die sich in manchen Familien auftun.
Die gute Nachricht: Wir scheinen sensibler zu sein als früher,
wenn in unserer Umgebung etwas nicht stimmt. Die Schicksale von
Kevin, von Lea-Sophie und so vielen anderen geschundenen Kindern
haben offenbar das Land wachgerüttelt: Nachbarn sehen genauer hin,
Polizisten schreiten eher ein, die Jugendämter haben aus der
heftigen Kritik, die auf sie mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Inobhutnahmen Bielefeld (ots) - Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes
sprechen eine deutliche Sprache. Der mit Abstand häufigste Grund für
Inobhutnahmen der Jugendämter ist die Überforderung der Eltern oder
eines Elternteils: in mehr als 40 Prozent der Fälle, in einigen
Bundesländern sogar in mehr als der Hälfte. Der Zusatz »...oder eines
Elternteils« ist dabei von besonderer Bedeutung, spiegelt er doch
eine wesentliche gesellschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre.
Denn immer mehr, vor allem junge Alleinerziehende sind mit der
Aufgabe, mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum NRW-Landtag Bielefeld (ots) - Siehe da, die geplante Linksregierung in NRW
plagen gewisse innere Zweifel. Nichts Fundamentales - schließlich
wurde Gunhild Böth (Die Linke) im zweiten Durchgang
Landtagsvizepräsidentin in NRW. Bemerkenswert ist der Vorgang
dennoch. Die bekennende DDR-Verharmloserin Böth aus Wuppertal vom
dortigen Johannes-Rau-Gymnasium bekam im ersten Wahlgang mit 78
Ja-Stimmen exakt so viele, wie Linke (11) und SPD (67) zusammen
haben. Zufall? Im zweiten Wahlgang entfielen auf Böth 100 Stimmen,
immer noch eine weniger als mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|