Neue OZ: Kommentar zu Kunst / Ausstellung / Caravaggion
Geschrieben am 16-07-2010 |
Osnabrück (ots) - Unerwartetes Comeback
Die Alten kommen! Zu Ausstellungen von Meisterwerken Rembrandts,
Botticellis und nun Caravaggios strömten in den letzten Jahren
jeweils mehrere Hunderttausend Besucher. Die bildungsbürgerliche
Schwärmerei für vergötterte Malergestalten ist vorüber - die
Altmeister feiern dennoch ein rauschhaftes Comeback. Hat da ein
junges Publikum die Jugendlichkeit von Bildern entdeckt, die zwar
seit Jahrhunderten in Galerien hängen, aber nichts von ihrer Frische
und Inspiration verloren haben?
Diese Lesart hat viel für sich. Zugleich fasziniert der scharfe
Kontrast medialer Sphären. Hier Internet und Display, dort Museum und
Tafelbild: Der Gegensatz schafft einen Erfahrungsraum, der in dieser
Dramatik vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen ist. Zudem wird
klar, wie sehr sich fundamentale Lebensfragen über historische
Distanzen und mediale Brüche hinweg offenbar doch gleich bleiben. Die
Bilder der Altmeister halten Situationen fest, die heute wie
Archetypen der Lebenserfahrung wirken. Mit Rembrandt oder Caravaggio
zu Besuch bei sich selbst: So erklärt sich eine unerwartete
Erfolgsgeschichte.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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