WAZ: Die Loveparade als Glücksfall. Kommentar von Frank Preuß
Geschrieben am 23-07-2010 |
Essen (ots) - Man muss vielleicht noch einmal an den 1. Juli 1989
erinnern. An einen verregneten Samstagnachmittag in West-Berlin.
Hundert Feiernde ziehen mit zwei Pritschenwagen über den Ku'damm, von
denen elektronische Musik herunterdröhnt. Sie tanzen und werfen
Bonbons, Passanten halten die Truppe für einen lustigen
Spinnerhaufen. Daraus ist die größte Tanzveranstaltung der Welt
geworden.
Natürlich hat die Loveparade durch die hemmungslose
Kommerzialisierung über die Jahre manches eingebüßt, ist zum
Medienspektakel geworden; Sauforgien, die an Ballermann-Verhältnisse
erinnern, und Müllberge im Zugspitzformat haben die Zahl der Kritiker
vor allem in Berlin wachsen lassen. Und doch gibt es in der
Hauptstadt nicht wenige, die sich die Party an ihren Geburtsort
zurückwünschen.
Für das Ruhrgebiet, das zweifellos stärker um Wahrnehmung buhlen
muss, ist die Loveparade ein Glücksfall, selbst im geschrumpften
Format, das Duisburg am heutigen Samstag erleben wird. Man muss kein
Marketingexperte sein, um zu wissen, dass der Werbeeffekt riesig ist.
Man müsste gewaltige Summen bewegen, um überregional eine derartige
Aufmerksamkeit zu erregen. Im Zusammenspiel mit dem Still-Leben auf
der A 40 bleiben vielleicht einmal Bilder aus dem Revier haften, die
nicht nur von Sorgen künden. Vorausgesetzt natürlich, es geht alles
gut.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
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