Neue Westfälische (Bielefeld): Täuschung bei Loveparade-Besucherzahlen Unfassbar HUBERTUS GÄRTNER
Geschrieben am 15-08-2010 |
Bielefeld (ots) - Ein Stadtoberhaupt stellt die Wahrheit auf den
Kopf und lässt sich vor den Karren eines Veranstalters spannen. Ganz
bewusst werden vor einem Großereignis völlig überhöhte Besucherzahlen
publiziert um die Marketing-Maschine und damit das Geschäft so
richtig in Gang zu bringen. Am Ende gibt es 21 Tote, die in einer
Massenpanik in und vor einem engen Tunnel niedergetrampelt werden.
Zwar vermag niemand zu sagen, dass die Täuschung des
Oberbürgermeisters Adolf Sauerland die Loveparade-Katastrophe von
Duisburg herbeigeführt hat. Tatsache ist aber, dass die Veranstalter
mit ihrer Zahlentrickserei auf die Psychologie gesetzt haben und noch
größere Massen anlocken wollten. Das ist ihnen vermutlich gelungen -
mit einem fürchterlichen Ende. Am Wochenende ist herausgekommen, dass
die Kommune und ihr Oberbürgermeister Sauerland ein schäbiges Spiel
mit der Unwahrheit gespielt haben. Die Öffentlichkeit wurde von ihnen
getäuscht. Anstatt schamvoll abzutreten und seinen sofortigen
Rücktritt bekannt zu geben, tut Sauerland aber weiterhin so, als sei
fast nichts gewesen. Er lehnt die politische und moralische
Verantwortung ab und betont, bei der Sicherheit habe man "keine
Kompromisse" gemacht. Das ist wirklich dreist und unfassbar.
Originaltext: Neue Westfälische (Bielefeld)
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