WAZ: US-Abzug aus dem Irak - Obama hält Wort - zu einem hohen Preis - Leitartikel von Gudrun Büscher
Geschrieben am 19-08-2010 |
Essen (ots) - In der Dunkelheit der Nacht überquerte die 4.
Stryker-Brigade der 2. Infantriedivision die Grenze zu Kuwait und
stellte die Panzer auf einem Parkplatz ab. Der Auftrag von
US-Präsident Barack Obama, die Kampftruppen bis Ende des Monats aus
dem Irak abzuziehen, ist ausgeführt - "Mission accomplished" (Mission
erfüllt). Der Abzug erfolgte in aller Stille, fast so als hätten sich
die Truppen aus dem Staub gemacht. Es gab keine Plakate, keinen
Empfang, keine Show, zum Glück auch keine Peinlichkeiten wie im Mai
2003. Damals hatte Amtsinhaber George W. Bush in Kampfpilotenmontur
auf dem Flugzeugträger USS Lincoln das Ende der schweren
Kampfhandlungen verkündet. Das war bekanntlich nicht die einzige
Fehleinschätzung. Denn der Irak hatte auch keine
Massenvernichtungswaffen. Und das Land war ebensowenig ein Hort von
El Kaida-Terroristen, was sich inzwischen aber geändert hat. Obama
war von Anfang an ein Gegner des Irak-Einsatzes. Den Abzug der
Kampftruppen zum 1. September hatte er versprochen, und er ist
konsequent. Der Präsident will die Kräfte in Afghanistan bündeln.
Irak war Bushs Krieg, Afghanistan ist seiner. Doch für die Iraker
kommt der Abzug zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Seit den
Wahlen im März gibt es keine Regierung mehr. Die Führung des Landes
ist heillos zerstritten. Niemand spricht mehr davon, dass zwischen
Euphrat und Tigris eine Demokratie wachsen sollte, ein Vorbild für
die ganze Region. Sieben Jahre nach Kriegsbeginn steht das Land vor
einem Bürgerkrieg und vor dem Zerfall. Kurden, Schiiten und Sunniten
finden nicht zueinander. Nach einer Phase der Stabilität nimmt die
Zahl der blutigen Anschläge wieder zu. Die irakischen
Sicherheitskräfte sind völlig überfordert und teilweise korrupt. El
Kaida-Kämpfer, schiitische Milizen und sunnitische Einheiten kämpfen
mit kriminellen Banden und Gelegenheits-terroristen um Macht und
Pfründe. Und auch der Einfluss des Iran ist gewachsen, was allein
schon Anlass zur Sorge ist. Ja, Obama hat Wort gehalten. Er kann den
kriegsmüden Amerikanern ein Ende mit Schrecken verkünden. Doch die
USA haben für den Sturz von Saddam Hussein einen sehr hohen Preis
bezahlt. Mehr als 4400 US-Soldaten verloren ihr Leben, noch viel mehr
wurden schwer verletzt und schwer traumatisiert. Von den nahezu 1000
Milliarden Dollar, die dieser Krieg verschlang, ganz zu schweigen.
Und es sieht leider nicht danach aus, als könnten die Iraker mit der
Freiheit, die sie seit dem Ende der Diktatur haben, irgendetwas
anfangen.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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Zentralredaktion
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