Neue OZ: Kommentar zu Hessen / Ministerpräsident / Bouffier
Geschrieben am 31-08-2010 |
Osnabrück (ots) - Merkel wird es merken
Wie schnell der CDU ihre Ministerpräsidenten abhandenkommen, ist
geradezu schwindelerregend: Dieter Althaus, Günther Oettinger, Jürgen
Rüttgers, Christian Wulff, Ole von Beust, seit gestern Roland Koch
und demnächst in Schleswig-Holstein wohl Peter Harry Carstensen.
Was nach herbem Verlust klingt, kann aber auch Gewinn sein. So
sind viele der früheren Regierungschefs zwar prominent. Aber nicht
jeder war ein echter Star oder wäre es noch lange geblieben. Beispiel
Koch: Wie Blei zogen ihn Spendenskandal und seine latent
fremdenfeindliche Staatsbürgerkampagne nach unten, machten ihn zur
Reizfigur auch in moderaten Kreisen der Union. Beispiel Carstensen:
2009 hatte er die CDU zum schlechtesten Ergebnis seit Langem in Kiel
geführt, lag rund neun Prozentpunkte unter dem vorherigen Resultat.
Die Pleiten und Pannen seither lassen kaum vermuten, dass der
63-Jährige selbst ohne das vernichtende Verfassungsurteil noch zu
Höhenflügen angesetzt hätte.
Stattdessen stellen sich dort wie andernorts neue Kräfte ans
Ruder. In einigen Jahren dürfte sich das auszahlen. Auch die
Kanzlerin wird es noch spüren. Zwar gingen mit den alten Recken auch
selbstbewusste Rivalen, und das nicht immer ohne Merkels Mitwirken.
Sobald der Nachwuchs, zu dem auch ambitionierte Landesminister
zählen, seine Netzwerke aber gesponnen hat, dürfte sich zeigen, dass
Merkel außen vor ist. Eine Weile noch wird sie sich sicherlich halten
an der Spitze - das aber zunehmend alleine und einsam.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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