LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Wahl
Geschrieben am 18-09-2006 |
Leipzig (ots) - Ignoranz Von Dieter Wonka Zehn Prozent weniger Wählerzustimmung als vor vier Jahren in Mecklenburg-Vorpommern, trotz prozentualer Gewinne 57860 weniger absolute Stimmen in Berlin. Die SPDfeiert trotzdem zwei strahlende Sieger. Die Berliner CDU hat sich die schlimmste Wahlklatsche aller Zeiten erkämpft, aber der Sprachautomat der Führung lässt wissen, die Union sei so gut wie lange nicht mehr. Die FDP feiert ihre besten Ergebnisse, ganz sicher auch deshalb, weil sie vorgaukelt, der Staat kostet nichts, jedenfalls keine Mehrwertsteuer-Erhöhung. Die Links-partei ist vielfach zu bieder geworden, um Störungswillige einzusammeln, also verordnet sie sich mehr populistische Provokationen nach Lafontaines Art. Die Art und Weise, wie die bürgerlichen Parteien diesen Wahltag verkleistern, das Quantum an Ignoranz, das aufgebracht wird, um Wahlmüdigkeit und Stimmenverluste zu verharmlosen, ergeben bestes Zusatzfutter für die Rattenfänger. Reflexhaft wird nach staatlichen Aufklärungsprogrammen gerufen, die zuvor zusammengestrichen wurden. Tränenstark wird von der Schande für Deutschland sowie über die Folgen für den Tourismus geklagt, aber schon morgen sind die Tränen vergessen. Wahlforscher prophezeien im Vorfeld zweistellige NPD-Resultate, um hinterher wortreich zu begründen, weshalb man die NPD nicht so wichtig nehmen dürfe. Journalisten tun so, als ließe sich mit einer Frage nach Adolf Hitler nicht nur der NPD-Oberbrandstifter in Schwerin vorführen, sondern man könnte ihm mit diesem "Coup" gleich die halbe Wählerschaft abspenstig machen. Es haben schon sämtliche Experten die Welt der NPD erklärt. Geblieben ist der Prickel, den der einfache Wähler mit seiner Stimme einfach so für die Braunen auslösen kann. Andere Protest-Abräumer, etwa Westerwelles FDP-Steuerbekämpfer, sind zu kompliziert in ihren Begründungen. Sie haben auch keinen Möllemann mehr. Die Grünen sind allenfalls noch die Edel-Revoluzzer, deren resozialisierte Ex-Straßenkämpfer sich beim Drei-Sterne-Koch treffen. Weh tun die keinem mehr. Nur die Stimme für die NPDerzeugt Schmerzen, und zwar sofort. Die Partei der politischen Verwahrlosung gedeiht auch deshalb, weil die demokratischen Parteien mit ihrer Polit-Sprache einen schwachen Eindruck hinterlassen. Es gibt gewiss kein Patentrezept gegen alte und neue Nazis. Allerdings könnte man mit kleinen Wahrheiten anfangen.Niederlagen sollten nicht in Siege umgemogelt werden.Unangenehmes wird verdaulicher, wenn es beim Namen genannt, als wenn es dem Gegner in die Schuhe geschoben wird. Der massive Verfolgungsdruck durch Justiz und Polizei muss lückenlos wirken, aber er wird folgenlos bleiben, wenn Neonazi-Typen als die letzten Systemveränderer veredelt und alle ihre Wähler sozialtherapeutisch in Schutz genommen werden. Ein NPD-Verbot kann man auch schnell und sinnvoll in die Wege leiten, statt nur darüber zu reden. Und schließlich braucht niemand Verständnis für jeden NPD-Wähler zu haben.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
30521
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Zu Papst-Rede/Reaktionen: Wider die Unvernunft Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Papst-Rede/Reaktionen: Der Theologe Joseph Ratzinger kann sich bestätigt fühlen angesichts der Reaktionen auf seine Regensburger Vorlesung. Denn die Welle der Wut und des Hasses auf seine Anmerkungen zum Verhältnis von Glauben und Vernunft spiegelt genau das wider, was er ausdrücken wollte. Diese Worte beschrieben - und da wurden sie auch richtig verstanden - das aus seiner Sicht Einzigartige der Verkündung der römischen Kirche. Die katholische Lehre unterscheide sich von anderen mehr...
- Rheinische Post: Große Koalition stärkt Fliehkräfte Düsseldorf (ots) - Von Stefan Reker Wenn die Landes-Wahlergebnisse aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern einen Rückschluss für die Bundespolitik zulassen, dann diesen: Eine große Koalition führt zur Stärkung der radikalen Ränder und zu Erfolgen kleiner Protestparteien. Skeptiker hatten genau dies schon zu Beginn der schwarz-roten Liaison vorhergesagt - was freilich den Erfolg der rechtsextremistischen NPD auch nicht erträglicher macht. Zugleich hat sich erwiesen, dass radikale Parteien rasch entzaubert werden, sobald sie sich in mehr...
- Rheinische Post: Gesund leben Düsseldorf (ots) - Von Eva Quadbeck In Abwandlung eines Sprichwortes kann man sagen: Zeig mir deine Krankenakte, und ich sag dir, wie du lebst. Wer wenig Sport treibt, raucht und trinkt, hat ein hohes Risiko am Herz-Kreislauf-System zu erkranken. Arbeit kann ebenfalls krank machen: Unter Rückenschmerzen ächzen längst nicht nur diejenigen, die täglich schwer körperlich ran müssen, auch der Bürostuhl verbiegt manche Wirbelsäule. Wenn Gesundheitsministerin Ulla Schmidt sagt: "Wir müssen den Menschen klar machen, dass jeder für seine Gesundheit mehr...
- Rheinische Post: Schweden ohne Angst Düsseldorf (ots) - Von Gregor Mayntz Die Schweden haben den Bürgerlichen zum zweiten Mal binnen eines dreiviertel Jahrhunderts eine Chance gegeben. Aber sie dürfen nur regieren, weil sie den Schweden versprochen haben, Schweden bleiben zu dürfen. Das "schwedische Modell" steht für den Sozialstaat schlechthin. Also für hohe Steuern und größtmögliche Absicherung. Mit dem wirtschaftsliberalen Kurs, die Steuern deutlich zu senken und den Sozialstaat spürbar zurückzuschneiden, konnten die Skandinavier vor vier Jahren nichts anfangen und mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Landtagswahlen/Linkspartei / Gallert warnt vor Scheitern der Fusion / Holtmann: PDS wird von Doppelrolle eingeholt Halle (ots) - Der Fraktionschef der Linkspartei im Landtag von Sachsen-Anhalt hat vor dem Scheitern der rot-roten Koalition in Berlin und möglichen Folgen für die für Sommer geplante Fusion mit der WASG gewarnt. Im Zusammenhang mit Forderungen, das Regierungsbündnis mit der SPD in Berlin nicht fortzusetzen, sagte Gallert gestern der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstag-Ausgabe): "Ratschläge an die Berliner Genossen, sind meist nur Schläge". "Der Spagat zwischen oppositioneller Kritik und praktischer Politik ist die mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|