Rheinische Post: Gesellschaft zerfällt
Geschrieben am 19-09-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Eva Quadbeck
Was der Freizeitforscher Opaschowski in seinen zehn Geboten fürs 21. Jahrhundert der Gesellschaft empfiehlt, erinnert an Jürgen Klinsmanns Umgang mit der Nationalmannschaft: Ein Mix aus Zuversicht und Tugendhaftigkeit soll Erfolg und Glück bringen. Das Rezept ist gut, aber nur schwer auf ein 80-Millionen-Volk zu übertragen. Was die Lebensführung betrifft, droht Deutschland in zwei Teile zu zerfallen. Zwei Drittel der Gesellschaft leben - unabhängig von ihrer politischen Einstellung - bürgerlich. Die Menschen vertrauen wieder mehr auf traditionelle Werte wie Ehrlichkeit, Anstand und Verlässlichkeit, ohne dabei altmodisch zu sein. Die Familie wird von der Mehrheit als ideale Lebensform angesehen. Doch das andere Drittel der Gesellschaft droht sozial und geistig zu verwahrlosen. Mit Folgen für den Nachwuchs: Jeder fünfte Jugendliche gilt als nicht ausbildungsreif. In vielen Familien herrscht zudem Erziehungsnotstand. Wem sollen Kinder auch nacheifern, wenn die Eltern selbst am liebsten essend und trinkend vor dem Fernseher hocken? In diesen Haushalten ist oft genug Geld vorhanden, teure Computerspiele und DVD-Geräte anzuschaffen, aber es herrscht geistige Armut.
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