LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Libanon/Bundeswehr -
Geschrieben am 20-09-2006 |
Leipzig (ots) - Von Maja Zehrt. Heute laufen die ersten deutschen Marineschiffe in Richtung libanesische Küste aus. Die Soldaten wissen die breite Mehrheit des Parlaments hinter sich - was beim ersten bewaffneten Nahost-Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr absolut zwingend ist. Die Bevölkerung teilt diese Unterstützung nicht ganz so stark - was einigen Vertretern der Opposition gut zupass kommt. Denn so lässt sich die Debatte wunderbar innenpolitisch nutzen: FDP-Chef Guido Westerwelle präsentiert sich seit Wochen als Hardliner in punkto Ablehnung und arbeitet so am Image des starken Oppositionsführers. Doch seine Prinzipienreiterei überzeugt nicht mal vollständig die eigene Fraktion, deren Widerstand deutlich gebröckelt ist. Westerwelle hat sich zu früh auf ein Nein aus historischen Gründen festgelegt - und ist ungeachtet der Diskussion von diesem Punkt keinen Deut abgewichen. Weder als Israel deutsche Truppen wünschte, noch als dies der Libanon tat. Das ist nicht Standfestigkeit, sondern Starrsinn. Auch andere Parlamentarier zweifelten, wälzten mit Bauchschmerzen Argumente hin und her. Und selbst, wenn sie sich gestern nicht zu einem Ja durchringen konnten, so haben sie doch innerlich um eine Position gekämpft. Westerwelle sollte sich die Worte des CDU-Abgeordenten Karl Lamers zu Herzen nehmen: "Wir sind nicht hier, um Populäres zu tun, sondern um Richtiges zu tun." Der oberste Liberale hat es sich mit seiner als staatsmännisch getarnten sturen Linie deutlich einfacher gemacht und Glaubwürdigkeit eingebüßt. Dabei sind einige Argumente berechtigt: Zum Beispiel seine Warnung vor zu viel Gutgläubigkeit an einen glatten Einsatz ohne Schusswechsel oder die Kritik an der Sprachvernebelung der Regierung. Die Bundeswehr zieht in die konfliktreichste Region der Erde; jeder Soldat weiß, wie gefährlich dieser Kampfeinsatz ist - nur die Bundesregierung spricht lieber im verquasten Ton von einem robusten Mandat. Das mag große Teile der Bevölkerung in dem Irrglauben bestätigen, die Bundeswehr nehme bei ihren Auslandseinsätzen eine Touristenrolle ein. Eine derartige rhetorische Verbiegung ist jedoch nicht redlich - schon gar nicht gegenüber denjenigen, die ihr Leben aufs Spiel setzen. Die Regierung hat viele Fehler auf dem Weg zum Marschbefehl gemacht - aus denen sie für die Zukunft lernen kann: Deutschland sollte sich bereits vor der nächsten Krisensituation darüber klar werden, ob es sich in die Spur einer militärischen Großmacht begeben will - mit entsprechend erhöhtem Verteidigungsetat. Klar bleibt aber: Die Bundesrepublik stürzt sich nicht als williger Allianzpartner in Abenteuer. Oskar Lafontaines Warnung, Deutschland werde nun zur Zielscheibe von Terroristen, ist populistische Panikmache. Libanon ist nicht Irak. Deutschland wurde von allen Beteiligten der Region gerufen. Der Nahost-Einsatz ist nicht völkerrechtswidrig, sondern durch ein UN-Mandat legitimiert. Deshalb ist es richtig, sich nicht wegzuducken, um die Friedensicherung anderen Ländern zu überlassen.
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