LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Friedensnobelpreis
Geschrieben am 13-10-2006 |
Leipzig (ots) - Als 2001 Kofi Annan und die Vereinten Nationen den Friedensnobelpreis erhielten, da wusste die Welt Bescheid. Der UN-Generalsekretär ist schließlich bekannt als Streiter für die friedliche Lösung von Konflikten, wo auch immer sie auftreten. Als 1971 Willy Brandt für seine Ostpolitik geehrt wurde, 1983 Lech Walesa für die Gründung der Solidarnosc und 1990 Michail Gorbatschow für die Öffnung der Sowjetunion, da beherrschten große Systemkonflikte den Globus. Das Aufbrechen der Strukturen des Kalten Krieges und letztlich des Eisernen Vorhangs durch herausragende Persönlichkeiten dieser Zeit wurde vom Nobelkomitee zu Recht gewürdigt. Solche charismatischen Friedensstifter und Vermittler, zu denen an vorderer Stelle auch der Südafrikaner Nelson Mandela gehört, Preisträger von 1993, sind aber heute rar. Im Nahost-Konflikt, wo eine anerkannte Autorität dringend nötig wäre, ist weit und breit niemand mit diesen Qualitäten auszumachen.
Eine Ebene darunter gibt es schon einige Politiker, die sich, wie der finnische Ex-Präsident Martti Ahtisaari, in zahlreichen Konflikten als Mittler wacker geschlagen haben. Dass er zurzeit bei den Kosovo-Statusverhandlungen nicht wie gewünscht vorankommt, liegt nicht an ihm, sondern an den verhärteten Fronten zwischen Serben und albanischen Kosovaren.
Dennoch hat sich das Osloer Komitee nicht für den als Favoriten gehandelten Ahtisaari entschieden, sondern für den weithin unbekannten Wirtschaftsfachmann Mohammed Junus aus Bangladesch und die Grameen Bank. So überraschend, wie nun viele meinen, kommt diese Entscheidung allerdings nicht. Denn im Grunde folgt das Vergabegremium schon seit längerem und in letzter Zeit sogar verstärkt auch dem Trend, diejenigen zu ehren, die den Frieden von unten wachsen lassen. Dafür stehen die iranische Frauenrechtlerin Schirin Ebadi, die den Preis 2003 entgegennahm, und die kenianische Umweltaktivistin Wangari Maathai, die ein Jahr danach geehrt wurde. Die Welt hat sich gewandelt, und Frieden bedeutet nicht mehr nur das Ende von Krieg, das Schweigen der Waffen.
Das Nobelkomitee folgt daher in nachvollziehbarer Weise einem weit gefassten Friedensbegriff. Dazu gehört Armutsbekämpfung als wichtige Ursache von Konflikten. Mit seinen Kleinstkrediten vor allem an Frauen in einem der ärmsten Länder der Welt gibt Junus jenen Menschen Hilfe zur Selbsthilfe, die von keiner anderen Bank auch nur einen Cent erhielten. Der Bankier der Armen ist selbst als Entwicklungshelfer aktiv geworden und hat nicht auf den Staat gewartet. Sein Modell macht inzwischen in vielen Ländern Schule.
Ein sozial engagierter Unternehmer als Friedensnobelpreisträger, das ist neu und bereichert die Liste der Geehrten. Eine mutige und herausfordernde Entscheidung des Osloer Komitees, die hoffentlich ihre Signalwirkung nicht verfehlt.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/2181 1558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
34438
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Der Süden leuchtet Düsseldorf (ots) - Von Dorothee Krings Zweimal München, einmal Karlsruhe im Wettbewerb der Universitäten um den Elitestatus, der ihnen viel Ruhm und noch mehr Fördermittel einbringt, hat der Süden der Republik gesiegt. Doch wer nun über eine gewisse Südlage bei der Verteilung von Bundesgeldern lamentiert, fällt zurück in deutsches Kleinstaatendenken. Es geht bei der Exzellenzinitiative um Größeres, den internationalen Wettbewerb. Will Deutschland auch nur annähernd mithalten, müssen Fördergelder konzentriert und gezielt vergeben werden. mehr...
- Westfalenpost: Angst vor Elite-Abseits NRW muss um Uni-Exzellenz bangen Hagen (ots) - Von Andreas Thiemann Bitter für Aachen, bitter für Nordrhein-Westfalen: Im Wettbewerb um das milliardenschwere Elite-Prädikat gehen die Hochschulen an Rhein und Ruhr leer aus. Immerhin darf sich die Technische Hochschule Aachen durchaus berechtigte Hoffnungen machen, bei der nächsten Bewerbungsrunde in gut einem Jahr doch noch in den prestige- und förderträchtigen Exzellenz-Pool gespült zu werden. Als finanzielle und auch psychologische Trostpflaster können wenigstens die Anerkennung von drei Forschungszentren und drei mehr...
- Lausitzer Rundschau: Friedensnobelpreis für Mohammed Junus: So weit weg und doch so nah Cottbus (ots) - Das war eine Überraschung, diese Entscheidung des norwegischen Komitees für den diesjährigen Friedensnobelpreis. Eine schlechte Wahl war es mit Sicherheit nicht. Der Preis geht mit Bangladesch in ein Land, dessen Name einst gleichbedeutend war für millionenfachen Hungertod und dessen Menschen auch heute noch zu den Allerärmsten der Armen gehören. Wer weiß hier denn schon, dass dort fast doppelt so viele Menschen leben wie in Deutschland. Die Auszeichnung geht an einen Mann, der mit vielen Tabus gebrochen hat in dieser mehr...
- Lausitzer Rundschau: Der Streit um die Gesundheit: Ein tiefes Zerwürfnis Cottbus (ots) - Die Bürger sind schon genug genervt vom Gezerre um die Gesundheitsreform. Nun geht der Kleinkrieg auf einer anderen Ebene weiter - Ulla Schmidt lädt kurzfristig zu einer Anhörung ein, und (fast) keiner geht hin. Der Boykott der zentralen Gesundheitsverbände ist nicht nur ein Affront gegen die Ministerin. Die Scharmützel werden mal wieder auf dem Rücken der Beitragszahler und Patienten ausgetragen. Der kleinliche Streit bestätigt nur, dass man nicht allzu viel Vertrauen in das Reformwerk selbst und in den Reformwillen einzelner mehr...
- Rheinische Post: Finanzminister Stratthaus droht mit Verfassungsklage gegen Berlin-Hilfen Düsseldorf (ots) - Baden-Württembergs Finanzminister Gerhard Stratthaus (CDU) lehnt es ab, für die Haushalts-Notlage der Bundeshauptstadt Berlin zur Kasse gebeten zu werden. Stratthaus drohte mit einer Verfassungsklage, wenn das Bundesverfassungsgericht am kommenden Donnerstag der Klage des Landes Berlin auf Bundeshilfen stattgibt. "Falls der Bund versuchen würde, einen Teil der Lasten auf die Geber-Länder abzuwälzen, behalten wir uns selbst eine Verfassungsklage vor", sagte Stratthaus in einem Interview der "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|