Der Tagesspiegel: Kriminologe Christian Pfeiffer: "Zehn Prozent aller deutschen unter 18 Jahren gehören zur Unterschicht. In manchen Regionen sind es bis zu 25 Prozent"
Geschrieben am 15-10-2006 |
Berlin (ots) - Nach einer bundesweiten Schülerbefragung schätzt der niedersächsische Soziologe Christian Pfeiffer den Umfang der sogenannten Unterschicht bei Kindern und Jugendlichen auf 10 bis 25 Prozent. "Zehn bis 15 Prozent der unter 18-Jährigen zählen zur Unterschicht", sagt Pfeiffer dem Tagesspiegel (Montagsausgabe). In manchen Regionen des Landes seien es sogar 20 Prozent der Jugendlichen, die über zu wenig Bildung verfügen und keine Aufstiegsschancen für sich sehen. In Ostdeutschland sei das Problem besonders groß, Pfeiffer meint, ein Viertel aller ostdeutschen Jugendlichen verharre in dieser Ausweglosigkeit, besonders betroffen sind Jungs.
Pfeiffer wies insbesondere dem Schulsystem eine Schuld daran zu: "Unterschichten hat unser Schulsystem systematisch produziert", sagte er. Durch zu frühe Aussonderung Schwächerer und zu wenig Angebote am Nachmittag. Vor allem junge männliche Hauptschüler, hat Pfeiffer herausgefunden, sitzen täglich bis zu fünf Stunden vor Fernsehapparaten. "Sie haben keine richtigen Lebensinhalte mehr", sagt der Soziologe. Seine Umfrage ergab: Während in den Haushalten gebildeter Eltern nur rund zehn Prozent der Kinder im Alter von zehn Jahren einen eigenen Fernseher oder eine eigene Playstation besitzen, sind es in den sozialen Unterschichten 57 Prozent.
Pfeiffer forderte von der Politik mehr Anstrengungen beim Aufbau des Ganztagsschulsystems und eine Abschaffung der Hauptschule. "Je eher wir uns von der Hauptschule verabschieden, umso besser für die Kinder."
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