WAZ: UN-Sanktionen gegen Nordkorea Resolut ratlos Kommentar von Markus Günther
Geschrieben am 15-10-2006 |
Essen (ots) - Sucht man nach dem Positiven in der UN-Resolution gegen Nordkorea, findet man mit Mühe ein paar Kleinigkeiten: Die Reaktion enthält außer mahnenden Worten auch handfeste Sanktionen, sie kam schnell zu Stande, und sie hat breite internationale Unterstützung. Dass es gelungen ist, Russland und China für die Resolution zu gewinnen, ist ein diplomatischer Erfolg, der deshalb so wichtig ist, weil man darauf hoffen muss, dass Nordkorea sich vielleicht von derlei Geschlossenheit noch am ehesten beeindrucken lassen wird.
Doch man kann es auch umgekehrt sehen: Die Geschlossenheit ist nur erreicht worden, weil die Resolution viel schwächer ausfiel, als es Amerikaner, Japaner und Europäer wollten. Der chinesische UN-Botschafter sprach ja ohne Umschweife von einer "Verwässerung", die er geschickt durchgesetzt habe. China, wie auch Russland, will es auf eine Konfrontation mit Nordkorea nicht ankommen lassen und fürchtet die unberechenbaren Konsequenzen für die gesamte Region, sollte es zu einer militärischen Auseinandersetzung oder einem Zusammenbruch der altkommunistischen Familiendiktatur kommen. Man teilt zwar auch in Peking die Sorge um Nordkoreas Atomwaffen, will aber alles vermeiden, was Pjöngjang als Provokation verstehen könnte. Jedoch fasst Nordkorea ohnehin alles, auch die verwässerte Resolution, als Provokation auf und sprach schon vorab von einer "amerikanischen Kriegserklärung".
Schwächer als sie auf den ersten Blick scheint, ist die Resolution auch deshalb, weil China angekündigt hat, das Herzstück des Sanktionspaketes zu ignorieren: Die Durchsuchung von Schiffen Nordkoreas. Waffen und wichtige Industriegüter gelangen somit weiterhin nach Nordkorea. Stattdessen Reiseverbote, Importbeschränkungen für die vom Diktator geliebten Luxusgüter Cognac und Bordeaux-Wein, Unterdrückung des Devisenaußenhandels. Nichts von alledem wird die Aufrüstung stoppen.
Doch bei aller Kritik muss man vielleicht auch einmal die Gegenfrage stellen: Was hätte man machen sollen? Mit Krieg drohen? Oder ein Land, in dem die Menschen jetzt schon hungern, in den vollständigen wirtschaftlichen Ruin treiben? Die Wahrheit ist: Kein Mensch weiß, wie man auf die nordkoreanische Bedrohung reagieren soll. Eine Politik der Härte ist bislang ebenso gescheitert wie die Versuche, Nordkorea mit Verhandlungen und Geld Zugeständnisse abzuringen. Die Resolution ist die pflichtschuldige Antwort der Diplomatie auf eine Bedrohung des Friedens. Eine Lösung des Problems ist sie mitnichten.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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