Rheinische Post: Bahn-Chef entgleist
Geschrieben am 22-10-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Thomas Wels
Hartmut Mehdorn, der Vorstandsvorsitzende des Staatsunternehmens Deutsche Bahn AG, ist bekannt für seine forsche, manche sagen feudalherrschaftliche Art. Diese treibt den Mann zuweilen auch dazu, im Gezerre um den geplanten Börsengang das Parlament so zu behandeln wie einen lästigen Kleinaktionär. Das allein ist für einen Subventionsempfänger schon bedenklich genug. Jetzt hat Mehdorn allerdings überzogen: Die Gehälter der Vorstände des Bahnkonzerns werde er erst veröffentlichen, wenn das Unternehmen an die Börse gehe und dann mehrere Eigentümer habe. Na bravo. Diese vordemokratische Einstellung ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Steuerzahlers. Wieso soll ein privater Aktionär mehr Rechte zugestanden bekommen als der Staat und die, die ihn finanzieren? Milliarden über Milliarden sind in die Bahn geflossen. Da wäre ein wenig mehr Demut des Herrn M. angebracht. Man wüsste schon gerne, wie stark die Gehälter gestiegen sind. Es wäre eine lohnende Aufgabe für Bundesfinanzminister Steinbrück, der gestern Klage über zu hohe Managergehälter führte, Licht ins Dunkel zu bringen. Oder gilt die von Steinbrück angemahnte Vorbildfunktion nicht für die Bahn, wo auch sein Haus einen Sitz im Aufsichtsrat hat?
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