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Westdeutsche Zeitung: Wechsel nach Gutsherrenart = von Ingo Faust

Geschrieben am 08-11-2006

Düsseldorf (ots) - Die Art wie Ferdinand Piëch mit Untergebenen
umspringt ist nicht neu, wird aber durch Wiederholungen nicht besser.
Der Porsche-Enkel, der sich selbst Benzin im Blut nachsagt, gilt als
explosiv. Auch ist er ein Meister im Ränkeschmieden. Im Mai konnte
der geschasste VW-Chef Bernd Pischetsrieder, der in Ungnade gefallen
war, die Angriffe von Piëch noch abwehren. Am Dienstag hat er dann
wohl resigniert, nachdem Piëch die komplette Arbeitnehmerbank hinter
sich geschart hatte, Was er denen wohl versprochen haben mag? Das ist
eine interessante Frage, die wahrscheinlich ebenfalls unbeantwortet
bleibt.

Was am Dienstag wirklich im Präsidium des VW-Aufsichtsrats
geschehen ist, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Das erinnert fast an
den Märchenkönig Ludwig II von Bayern, mit dem Pischetsrieder eine
gewisse äußerliche Ähnlichkeit hat. Kolportiert wird aber, dass
Pischetsrieder bei der Übermacht seiner Gegner sich zum Rücktritt
bereit erklärt hat, um eine erneute öffentliche Debatte um seine
Person zu vermeiden. Der letzte Machtkampf im Frühjahr hatte ihn
sichtbar gezeichnet. Diesmal hatte er aber bessere Karten und einen
Fünf-Jahres-Vertrag in der Tasche. Bekäme er die vollen fünf Jahre
ausbezahlt wären das 14 Millionen Euro und ein "sanftes Ruhekissen".

Dennoch, die Art des Führungswechsels ist unfein und eines
deutschen Großunternehmens nicht würdig verlaufen. Das Präsidium hat
sich noch nicht einmal bei Pischetsrieder für seine Leistungen
bedankt. Noch nie zuvor in der Geschichte wurde der Chef einer
Dax-Gesellschaft aus dem Unternehmen gedrängt, bevor er den Vertrag
überhaupt angetreten hat. Das hat Piëch nach "Gutsherrenart"
erledigt. Hoffentlich passiert Piëch das nicht demnächst selbst im
Aufsichtsrat - die Machtfülle von Porsche bei VW wird unerträglich.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
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