Lausitzer Rundschau: Armut in Deutschland Das Armutszeugnis
Geschrieben am 05-12-2006 |
Cottbus (ots) - Was aus anderen Erhebungen schon hinreichend deutlich wurde, ist jetzt auch mit dem Europasiegel amtlich: Es gibt bei uns eine große Zahl von Menschen, die mit viel weniger Geld zurecht kommen müssen als der Durchschnittsbürger. Da mag sich nun der eine oder andere damit trösten, dass es anderswo in Europa noch schlimmer aussieht. Aber der Vergleich mit anderen Ländern hilft wenig bei der erschreckenden Feststellung, dass jeder achte Mensch in unserem Lande mit der Armut kämpft. Was sowieso eine Herausforderung für jeden sein muss, der es ernst meint mit dem Sozialstaat, das wird zum schrillen Alarmsignal, wenn man sich einige Befunde der Statistiker genauer ansieht. Da ist - und dies müsste all die Familienprediger der CDU nachhaltig beschäftigen - zunächst die Tatsache, dass etwa ein Drittel der Alleinerziehenden und natürlich auch ihrer Kinder in diesem Land an der Armutsschwelle lebt. Das hat viele Gründe und dagegen muss etwas getan werden, wenn das Reden über die Chancengleichheit nicht leeres Geschwätz sein soll. Dann ist da die Feststellung, dass viele Menschen nicht genug zum Leben haben, obwohl sie arbeiten - vor allem übrigens im Osten. Jeder fünfzehnte Vollzeitbeschäftigte in den neuen Ländern zählt inzwischen dazu. Das ist nach immerhin acht Jahren SPD-Regierung eine Schande für die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften. Bei den Billiglohngruppen besteht tatsächlich dringender Handlungsbedarf. Die Leistung wird also nur bei manchen, nicht aber bei allen honoriert. Die Verantwortung für die nächste Generation, die notfalls auch ein Elternteil allein trägt, ist der Gesellschaft offenkundig ebenfalls wenig wert. So gesehen ist der Bericht über die Armut in unserem doch insgesamt so reichen Land nichts anderes als ein Armutszeugnis.
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