Neues Deutschland: zu den Beziehungen EU - Türkei
Geschrieben am 08-12-2006 |
Berlin (ots) - Es hätte so bequem sein können: Ankara erfüllt die für eine EU-Aufnahme gestellten Bedingungen nur halbherzig und im Schneckentempo, die Brüsseler Delegation erhebt in den Beitrittsverhandlungen mit schöner Regelmäßigkeit drohend den Zeigefinger, die Gespräche schleppen sich weiter hin - und in der Konsequenz wird die Türkei auch in Jahren noch nicht zur »westlichen Gemeinschaft« gehören. Nicht wenige in der EU könnten an einem solchen Szenario Gefallen finden. Schließlich würden damit die nach wie vor vorhandenen Differenzen zu einem türkischen EU-Beitritt unter der Decke gehalten. Die von der Regierung Erdogan angekündigte Öffnung zumindest eines See- und Lufthafens für Zypern bringt die EU nun in Handlungszwang. War doch die Zypern-Frage in den letzten Monaten zur Hürde in den Beitrittsverhandlungen aufgebaut worden. Nach dem Einlenken wird Ankara nun verlangen, die Gespräche wie versprochen »zügig und ergebnisorientiert« fortzusetzen. Dann aber könnte sich Brüssel auch nicht mehr um ein Thema herumdrücken, das schwerer wiegt als der Hafenstreit: Die fortgesetzte Verletzung von Menschen- und Bürgerrechten in der Türkei und den Einfluss des Militärs. Und das hat schon mal durchblicken lassen, dass ihm die jüngste Entwicklung gar nicht gefällt.
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