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Börsen-Zeitung: Langer Weg für Siemens, Kommentar von Michael Flämig zur Aufsichtsratssitzung über die jüngste Geschichte des Siemens-Konzerns

Geschrieben am 11-12-2006

Frankfurt (ots) - Die Aufsichtsratssitzung am Montag wird in die
Siemens-Geschichte eingehen. Die Kontrolleure trafen sich schließlich
nicht nur, um über ein paar vermutete Korruptionsfälle zu
diskutieren. Dies wäre zwar schon spannend genug gewesen. Aber bei
der Montagssitzung stand implizit die gesamte jüngere Geschichte des
Konzerns zur Diskussion und Bewertung, die großteils in die Ära des
früheren Vorstandschefs Heinrich v. Pierer fällt - der heute dem
Aufsichtsrat vorsteht. Dementsprechend kulminierte vor der Sitzung
nicht nur die öffentliche Aufmerksamkeit, sondern auch die internen
Spannungen trieben einem Spitzenwert zu.

Das Ergebnis mag angesichts des Erwartungsdrucks unspektakulär
erscheinen. Die härteste symbolhafte Handlung ist ausgeblieben: Einen
Rücktritt hat es nicht gegeben. Das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt
auch gut so. Denn mit personellen Konsequenzen an der Spitze hätte
Siemens zwar in der Öffentlichkeit punkten können. In der Sache wäre
aber nichts gewonnen gewesen. Vor der Übernahme von Verantwortung
muss erst einmal der Sachstand geklärt werden.

In dieser Frage hat der Aufsichtsrat das Heft des Handelns in die
Hand genommen. Die US-Anwälte von Debevoise & Plimpton berichten
direkt an die Kontrolleure. Endlich ist die Aufklärung an der
richtigen Stelle angesiedelt, die interne Task Force spielt nur die
Rolle eines Zuarbeiters. Wichtig ist dabei, dass die Juristen ihre
Untersuchung "unabhängig und umfänglich" durchführen dürfen. Sie
müssen sich nicht aufs Aktenstudium begrenzen, sondern können aktiv
Sachverhalte aufklären. Dabei werden sie von Experten für
Wirtschaftskriminalität unterstützt.

Schnelle Erfolge sind trotzdem unwahrscheinlich. Der Apparat muss
erst auf Touren kommen. Dies ist schmerzhaft angesichts der Tatsache,
dass im Kampf gegen den Imageschaden jeder Tag zählt. Letztlich ist
es aber wichtiger, dass die Unkultur in einigen Siemens-Bereichen in
eine Unternehmenskultur verwandelt werden kann. Eine solche
Transformation ist ein langer Weg, für den man Durchhaltevermögen
braucht. Dabei spielen die externen Fachleute eine ähnliche Rolle wie
die Margenziele, auf die Vorstandschef Klaus Kleinfeld die Bereiche
für das Frühjahr 2007 verpflichtet hat: Beide sorgen jeweils für die
notwendige Fokussierung, damit der Konzern sein Ziel nicht aus den
Augen verliert.

(Börsen-Zeitung, 12.12.2006)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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