Rheinische Post: Fall Aydin: Gutes und Schlechtes
Geschrieben am 23-03-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels
Die rechtlichen, besser: strafrechtlichen Fakten sprechen gegen den Verbleib der kurdischen Familie Aydin in Deutschland. Der Vater der Großfamilie soll, aus welchem Motivbündel auch immer, getrickst, gefälscht, Unterstützung erschlichen haben, um als Kurde in Berlin leben zu können und nicht länger in der Türkei existieren zu müssen. Das ist die negative Seite des Falles Aydin, mit dem sich jetzt sogar das deutsche Staatsoberhaupt Horst Köhler zu befassen gedenkt. Zum positiven Aspekt des Falles gehört, dass sich Herr und Frau Aydin im Baby-Mangel-Land Deutschland nicht nur äußerst "reproduktiv" verhalten, wie das die Bevölkerungswissenschaftler nennen, sondern auch als vorbildlich sorgende Eltern ihrer stattlichen Kinderschar erweisen. Der Bundespräsident konnte sich beim Treffen mit einem aufgeweckten, sozial engagierten Spross der kurdischen Familie ein Bild davon machen, wie Eingliederung gelingen kann, wenn Eltern wie die Aydins mit Herz und Verstand bereit sind, ihre Pflicht als Erzieher zu tun. Ihre älteren Töchter, Musterbeispiele von Jugend, wie sie das rapide grauhaarig werdende Land braucht, dürfen nicht für die Rechtsverletzungen ihrer Eltern büßen. Und wenn die ihre zu Unrecht bezogene Sozialhilfe zurückerstatten, sollte man sie nach dem Beispiel anderer Staaten amnestieren.
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