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Westdeutsche Zeitung: Abbas am Abgrund = Von Alexander Marinos

Geschrieben am 17-12-2006

Düsseldorf (ots) - Vieles von dem, was im Nahen Osten passiert,
erinnert an den Verlauf einer schweren chronischen Krankheit. Immer
wieder gibt es hoffnungsfrohe Signale. Kurz scheint es, als könnten
die Leiden überwunden werden. Doch dann kommt der nächste Rückschlag,
und die Schmerzen werden schlimmer denn je. So ist es auch jetzt
wieder: Einst ruhten die Hoffnungen der Welt auf dem gemäßigten
Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas. Er sollte Gewalt und Anarchie
in den Palästinensergebieten in den Griff bekommen, den Terror
stoppen und so den Weg ebnen für einen dauerhaften Frieden mit
Israel. Nichts davon ist gelungen. Nun steht Abbas womöglich vor dem
politischen Aus. Ein Bürgerkrieg unter den Palästinensern ist kaum
noch zu verhindern.

Dass Abbas sein Heil in Neuwahlen sucht, ist nur eine
Verzweiflungstat, keine Therapie. Allein die Ankündigung hat die Lage
vor Ort nicht beruhigt, sondern verschärft. Und was passiert, wenn
die Menschen tatsächlich erneut zur Urne gerufen werden? Die Gefahr
ist groß, dass die radikal-islamische Hamas dann auch noch den
Präsidenten stellt. Wollen die USA und die EU, die den Neuwahl-Plan
von Abbas etwas vorschnell begrüßten, ihren Finanzboykott gegen die
Palästinenser dann ausweiten? Eine erfolgreiche Strategie war das
bislang offensichtlich nicht.

Auch die Israelis dürften die Eskalation mit Sorge beobachten.
Keine Mauer, kein Zaun kann hoch genug sein, um die Auswirkungen von
Krieg und Anarchie in den Palästinensergebieten nicht auch auf
israelischem Gebiet zu spüren. Stürzt Abbas, fällt zudem der letzte
Ansprechpartner für Israel und den Westen weg. Der Krankheitsherd
Nahost wird sich dann kaum noch kontrollieren lassen - mit fatalen
Folgen für den Patienten: den Weltfrieden.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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