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Unterbeschäftigung nimmt zu: Jeder siebte Erwerbstätige möchte mehr Arbeit

Geschrieben am 24-03-2006

Wiesbaden (ots) - Im Rahmen eines Pressegesprächs in Frankfurt am
Main hat das Statistische Bundesamt heute erstmals Monatsdaten zur
Unterbeschäftigung in Deutschland aus der ILO-Arbeitsmarktstatistik
veröffentlicht. Im Zeitraum von Januar 2005 bis Januar 2006 stieg der
Anteil der Unterbeschäftigten an allen Erwerbstätigen um drei
Prozentpunkte von 10,9% auf 13,9%. Gut jeder siebte Erwerbstätige
hätte somit im Januar 2006 bei entsprechender Vergütung gern mehr
gearbeitet. Im Jahresdurchschnitt 2005 empfanden sich 12,1% der
Erwerbstätigen in Deutschland als unterbeschäftigt.

Wie Walter Radermacher, Vizepräsident des Statistischen
Bundesamtes, erläuterte, hat sich in den letzten Jahren eine
deutliche Strukturverschiebung auf dem Arbeitsmarkt vollzogen.
Während die Gesamtzahl der Erwerbstätigen im Jahr 2004 leicht zu- und
2005 leicht abnahm, ging die Zahl voll sozialversicherungspflichtig
Beschäftigter in beiden Jahren deutlich zurück.

„Diese Beobachtung spricht für die These einer Erosion des
Normalarbeitsverhältnisses, das abgelöst wird von ganz
unterschiedlichen Formen der Erwerbsarbeit, viele davon im Bereich
der marginalen Tätigkeiten, also durch geringe Arbeitszeiten oder
geringe Einkommen geprägte Tätigkeiten,“ so Radermacher. Die
beschriebene Entwicklung drückt sich in einer gestiegenen Dynamik des
Arbeitsmarktes aus: Viele Personen, insbesondere solche in jungen
Altersgruppen und mit niedrigem Qualifikationsniveau, durchleben
kurzfristige Wechsel zwischen Phasen der Erwerbstätigkeit, der
Beschäftigungssuche und der Inaktivität. Auf dem Arbeitsmarkt ist
nach den vorliegenden Ergebnissen weitaus mehr Bewegung als es nach
bisherigen statistischen Erkenntnissen anzunehmen war.

Es sind vor allem marginale Tätigkeiten, die kurzfristig ausgeübt
werden oder nach denen kurzfristig gesucht wird. In diesem
Zusammenhang lässt der deutliche Anstieg der Unterbeschäftigtenquote
im Vorjahresvergleich darauf schließen, dass mit steigendem Anteil
marginaler Erwerbstätigkeiten an der Gesamterwerbstätigkeit auch der
Wunsch nach Veränderung dieser Situation wächst.

Die Unterbeschäftigtenquote als Anteil der zeitbezogen
Unterbeschäftigten an allen in Deutschland lebenden Erwerbstätigen
gibt Auskunft darüber, wie viele Erwerbstätige mehr Arbeitskraft
anbieten als von Seiten des Arbeitsmarktes nachgefragt wird. Als
zeitbezogen unterbeschäftigt im Sinne der Definition der
International Labour Organization (ILO) gilt eine Person, die zwar
erwerbstätig ist, jedoch den Wunsch äußert, gegen entsprechend
höheres Entgelt mehr arbeiten zu wollen. Eine zusätzliche
Voraussetzung ist, dass die betreffende Person für die Aufnahme einer
erweiterten Erwerbstätigkeit innerhalb der nächsten zwei Wochen zur
Verfügung steht.

Das hier verwendete Konzept der zeitbezogenen Unterbeschäftigung
legt keine Höchstgrenze hinsichtlich der Arbeitsstunden fest, die
eine unterbeschäftigte Person bisher leistet. Im Jahresdurchschnitt
2005 arbeiteten knapp 60% der Unterbeschäftigten im jeweiligen
Berichtszeitraum weniger als 35 Stunden pro Woche. Viele von diesen,
insgesamt fast 40% aller Unterbeschäftigten, verdienten weniger als
400 Euro im Monat. Besonders häufig von Unterbeschäftigung betroffen
waren junge Menschen und Personen mit niedrigem Bildungsstatus.

Die Ermittlung der Unterbeschäftigtenquote basiert auf der
Telefonerhebung „Arbeitsmarkt in Deutschland“, einer Befragung von
30 000 zufällig ausgewählten Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren.
Diese Stichprobenergebnisse wurden auf die Gesamtbevölkerung
hochgerechnet.   Die monatliche Unterbeschäftigtenquote wird
zukünftig im Rahmen der regelmäßigen Pressemitteilungen zur
ILO-Arbeitsmarktstatistik veröffentlicht. Die nächste
Veröffentlichung der ILO- Arbeitsmarktstatistik zum Berichtsmonat
Februar 2006 erfolgt am 30. März 2006.


Weitere Auskünfte gibt:
Thomas Riede,
Telefon: (0611) 75-2433,
E-Mail: thomas.riede@destatis.de

ots-Originaltext
Statistisches Bundesamt

Rückfragen an obigen Ansprechpartner oder an:

Statistisches Bundesamt
Pressestelle
Telefon: (0611) 75-3444
Email: presse@destatis.de


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