LVZ: Zur EU-Ministertagung in Dresden
Geschrieben am 15-01-2007 |
Leipzig (ots) - Dicke Bretter Von André Böhmer Informelle Ministertreffen auf EU-Ebene ben sind für Außenstehende normalerweise genauso spannend wie Politbürowahlen in Nordkorea. Außer Absichtserklärungen mit Wortgirlanden und kryptischen Schlussdokumenten bringen die meisten dieser Art von Arbeitsgesprächen kaum konkret Nachvollziehbares für die, um die es eigentlich zuallererst gehen müsste:Die Bürger der mittlerweile auf 27 Mitgliedsstaaten angeschwollenen Europäischen Union. Nun ist das Dresdner Treffen der Innen- und Justizminister zwar noch lange keine bürgernahe Trendwende. Aber immerhin, die Vorschläge, die von den Teilnehmern auf den Tisch gelegt wurden, weisen zumindest einen gewissen Gebrauchswert auf. Mit dem Dresdner Treffen kann Deutschland den Auftakt in das wichtige Halbjahr seiner EU-Ratspräsidentschaft als gelungen abhaken. Die beiden zuständigen Minister Wolfgang Schäuble (Innen) und Brigitte Zypries (Justiz) haben ihrer Chefin eine ordentliche Steilvorlage geliefert. Kanzlerin Angela Merkel wird morgen vor dem Europaparlament in Straßburg die politischen Grundzüge der deutschen Ratspräsidentschaft vorstellen. Ihre Kabinettskollegen haben sich in Dresden am Bohren dicker Bretter versucht und dabei eine gute Figur gemacht. Einwanderung, Sicherheit, Verbrechensbekämpfung über die Ländergrenzen und Familienrecht: Das sind die Schwerpunktthemen, von denen sich eine große Mehrheit der EU-Bürger laut Umfragen spürbare Fortschritte von der EU erhofft. Das von Zypries und Schäuble vorgestellte Programm geht auf diese Erwartungshaltung in großen Teilen ein. Wenn ein europaweiter Datenaustausch von Fingerabdrücken, Kraftfahrzeugen und DNA-Analysen praktiziert wird, so ist das zunächst im Sinne der meisten Bürger, die ein Recht auf eine effektive Verbrechensbekämpfung haben. Genauso macht es Sinn, dass die deutsche Justizministerin einheitliche, länderübergreifende Regeln beim Scheidungsrecht anstrebt. Wenn es an die praktische Umsetzung dieser Programme geht, steckt der Teufel allerdings im Detail. Dass ein EU-Zwerg wie Malta Ehescheidungen gar nicht kennt, weil der Inselstaat dafür keine gesetzliche Grundlage hat, ist dabei noch das geringere Übel. Problematischer wird es schon bei Schäubles Absicht, die europäische Polizeibehörde Europol aufzuwerten. Bislang verheddert sich die in Den Haag angesiedelte Einrichtung mit dem Sicherheitsausschuss des EU-Rates und dem Anti-Terror-Koordinator der EU zu oft im Kompetenz-Gerangel. Sollte es Schäuble schaffen, die Zuständigkeiten zu straffen, wäre schon einiges erreicht: Für das Sicherheitsbedürfnis der Bürger und für den Erfolg der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. @ a.boehmer@lvz.de
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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