Westfalenpost: Die stille Not Kyrill hat Südwestfalen hart getroffen
Geschrieben am 28-02-2007 |
Hagen (ots) - Von Bodo Zapp
Waldbauern sehen ihre Existenz und die ihrer Kinder akut gefährdet. Sauerland und Siegerland werden noch Jahrzehnte lang unter den Folgen des Jahrhundertorkans zu leiden haben. Wo "Kyrill" gewütet hat, ist die Zukunft plattgemacht. Das Betreten der früher so schönen Wälder ist in weiten Teilen nur noch Forstarbeitern erlaubt, es besteht Lebensgefahr. Wege nicht begehbar, Touristen bleiben aus - es ist schlimm. Und im Fernsehen sieht und hört man so gut wie nichts von der Waldkatastrophe. Keine andere Region in Deutschland ist von dem Sturm mit Geschwindigkeiten über 200 km/h so hart getroffen worden wie Südwestfalen. Bis Berlin scheint das nicht durchgedrungen zu sein. Der Bundesumweltminister und der Landwirtschaftsminister könnten für diesen Notfall zuständig sein, denkt man. Doch ist von Gabriel und Seehofer waldmäßig gesammeltes Schweigen zu hören. Auch NRW-Ministerpräsident Rüttgers hat sich sehr spät in der Region sehen lassen. Wehklagen ist nicht Westfalenart, das könnte zum Schaden gereichen. Man stelle sich vor, solch ein Drama für Umwelt und Menschen wäre in Sachsen passiert: TV-Sondersendungen, die Regierungsspitze eilt zünftig gewandet ins Notgebiet, Hilfswerke rufen zu Spenden auf, die Bundeswehr ist im Helfereinsatz! Vielleicht sollten die Westfalen mehr Wind machen. Zinsverbilligte Kredite, sofern die "schnelle und unbürokratische Hilfe" überhaupt schon in Anspruch genommen werden kann, sind keine Maximal-Unterstützung. Bündelung aller Kräfte, großes Sichern und Aufräumen unter Einsatz von Finanzmitteln, die nicht zurückgezahlt werden müssen - das stände dem Land und der Politik gut an. Fünf Wochen nach Kyrill sind die bitteren Folgen des Unwetters mit der geschätzten Schadenshöhe von einer Milliarde Euro längst nicht nur auf den Forstbereich beschränkt. Kein Schnee, kein Wald, kein Wandern, keine Urlauber, kein Geld: In der Touristikbranche kämpfen Betriebe um ihr Überleben. Die Region braucht Hilfen zur Selbsthilfe. Politiker, die im Plattwald bedrückt gucken, müssen in den Ministerien mehr Druck machen.
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