LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Streit um Krippenplätze
Geschrieben am 05-03-2007 |
Leipzig (ots) - Wer will nochmal? Wer hat noch nicht? Auf dem Basar der politischen Vorschläge, wie denn die rund 500 000 notwendigen neuen Krippenplätze finanziert werden könnten, hat derzeit jede noch so abstruse Idee beste Chancen, in der Debatte ganz nach oben geschwemmt zu werden. Der Jahrmarkt der verbalen Peinlichkeiten bietet ein jämmerliches Bild. Er beweist, dass die große Koalition vor allem darin stark ist, auch sinnvolle Vorschläge erstmal kräftig zu zerpflücken. Jedenfalls soweit, dass vom nachvollziehbaren Ansatz fast nichts mehr zu erkennen ist.
Dabei zweifelt am praktischen Nutzen der Krippenpläne von CDU-Familienministerin Ursula von der Leyen inzwischen fast niemand mehr - die katholische Kirche und streng konservative Kreise der Union ausgenommen. Auch die Furcht, dass die neue Mutter der Nation quasi über die Hintertür das straff organisierte DDR-System mit fast 100-prozentiger Krippenquote wieder einführen will, ist dem ideologiefreien Blick auf die Realität gewichen. Es geht darum, mehr Müttern die Chance zu geben, ihre Kinder betreuen zu lassen und wieder in den Beruf einzusteigen - als Angebot, nicht als Verpflichtung.
Zur großkoalitionären Pflicht gehört es nun gleichfalls, ein überzeugendes Finanzkonzept für den Ausbau der Kinderbetreuung vorzulegen. Während sich die Union noch deutlich mit konkreten Vorschlägen zurückhält - die Ausnahme bildet Stoibers chancenloser Plan, die Finanzierung über die Mehrwertsteuer zu regeln - steigern sich die Sozialdemokraten in abenteuerliche Varianten. Und wie immer, wenn es um die Gegenfinanzierung gesellschaftlicher Leistungen geht, sollen die Gutverdiener als Melkkuh herhalten. Eine Art immer wiederkehrender Pawlowscher Reflex der Linken in der SPD.
Der Ruf von Ottmar Schreiner nach stärkeren Einschnitten beim Ehegattensplitting bringt das Dilemma auf den Punkt. Bezahlen müssten dann in diesem Fall auch Ehepaare, zu deren Haushalt Kinder gehören. Was daran gerecht sein soll, bleibt ein Rätsel. Statt das traditionelle Ehegattensplitting ganz zu schleifen, sollte eher über modifizierte Formen nachgedacht werden. Das seit letztem Jahr in der Union heiß diskutierte Familiensplitting ist jedenfalls viel dichter an der Lebenswirklichkeit dran. Denn mit dieser Steuererleichterung würden dann tatsächlich nur diejenigen Ehepaare gefördert, die mit der Erziehung von Kindern auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.
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