Vattenfall will Brunsbüttel-Verlängerung trotz hunderter ungeklärter Mängel
Geschrieben am 06-03-2007 |
Berlin (ots) - Deutsche Umwelthilfe verweist nach Antrag auf Laufzeitverlängerung für Altreaktor an der Elbe auf die nach wie vor geheime Brunsbüttel-Schwachstellenliste - Vattenfall nennt im Gerichtsverfahren mögliche "Preisgabe der Informationen unmittelbar vermögensmindernd" und einen "enteignungsgleichen Eingriff" - deshalb müsse die Liste weiter geheim bleiben - DUH-Geschäftsführer Baake: "Das größte Sicherheitsrisiko in Norddeutschland heißt Brunsbüttel"
Berlin, 06. März 2007: Das Gerichtsverfahren um die Herausgabe der seit Jahren geheim gehaltenen Schwachstellenliste des Atomkraftwerks Brunsbüttel hat die Zweifel am Sicherheitszustand des 30 Jahre alten Siedewasserreaktors noch einmal massiv verstärkt. Darauf hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) unter Hinweis auf aktuelle Einlassungen des Brunsbüttel-Betreibers Vattenfall in der Auseinandersetzung um die Freigabe der Liste verwiesen. Die DUH reagierte empört auf den Anspruch des Konzerns, den umstrittenen Reaktor zweieinhalb Jahre länger betreiben zu wollen, als im Atomkonsens vereinbart.
"Dieser Reaktor stellt das größte Sicherheitsrisiko in Norddeutschland dar", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Vattenfall begründe die Geheimhaltung der Mängelliste vor Gericht mit dem Argument, sie erlaube eine Bewertung des aktuellen Anlagenzustandes und lasse so Rückschlüsse auf Nachrüstungserfordernisse, fehlende Sicherheitsnachweise und damit den Wert der Anlage zu. Vattenfall würde deshalb bei einem möglichen Verkauf der Anlage ein wirtschaftlicher Schaden entstehen, da ein potenzieller Käufer durch die Veröffentlichung der Liste (etwa durch die DUH) den mangelhaften Zustand des Reaktors erkennen könne.
"Im Klartext bedeutet das, dass Vattenfall einen potenziellen Käufer des AKW Brunsbüttel über Nachrüstnotwendigkeiten und Schwachstellen im Unklaren lassen würde. Eine Information über Sicherheitsmängel soll in diesem Fall unterbleiben, damit sich das Eingeständnis nicht negativ auf den Kaufpreis auswirken kann", sagte Cornelia Ziehm, die Leiterin Verbraucherschutz und Recht der DUH. "Eine solche ´Verkaufsstrategie´ würde beim Verkauf eines Gebrauchtwagens mit defekten Bremsen jedermann kriminell nennen, beim potenziellen Verkauf eines maroden Atomreaktors fehlen einem angesichts dieser Haltung die Worte. Die "Gefahr" einer Kaufpreisminderung des AKW Brunsbüttel als Betriebs- und Geschäftsgeheimnis verkaufen zu wollen, ist - jenseits der interessanten Vorstellung eines Verkaufs des 30 Jahre alten Atomkraftwerks - abenteuerlich."
"Vattenfall geht es um Kostenminimierung zu Lasten der Sicherheit", so Baake auch mit Blick auf die in jüngster Zeit bekannt gewordenen Zustände im ebenfalls von Vattenfall betriebenen schwedischen Problemreaktor Forsmark.
Die DUH bemüht sich auf Grundlage der EU-Umweltinformationsrichtlinie seit einem halben Jahr um die Herausgabe der Liste, die nach dem öffentlichen Eingeständnis der Kieler Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) "hunderte offene Punkte" enthält. Hintergrund der Auseinandersetzung ist eine inzwischen mehr als fünfeinhalb Jahre zurückliegende, im Atomgesetz vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfung des Siedewasserreaktors, die immer noch nicht abgeschlossen ist. Die für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Ministerin Trauernicht hatte dem Auskunftsbegehren der DUH Anfang November 2006 zwar grundsätzlich zugestimmt, sich aber nach einer Klage des Brunsbüttel-Betreibers Vattenfall Europe geweigert, die sofortige Vollziehung der Aktenherausgabe anzuordnen. Nach früheren Erfahrungen kann dieses Vorgehen im Ergebnis eine jahrelange Verzögerung bedeuten.
Nach der nun erfolgten öffentlichen Ankündigung von Vattenfall, den Reaktor über den Termin der Bundestagswahl 2009 hinaus betreiben zu wollen, muss nach Überzeugung der DUH die Kieler Atomaufsicht unmittelbar reagieren: "Frau Trauernicht darf sich auf das Spiel mit der Sicherheit der Menschen in Schleswig-Holstein, das Vattenfall über Jahre mit ihr und ihrer Atomaufsicht getrieben hat, jetzt keinen Tag länger einlassen", verlangte Baake. "Sie muss die Schwachstellenliste den von einem schweren Unfall potenziell Betroffenen zugänglich machen, vor allem aber muss sie ihre unverzügliche Abarbeitung anordnen, Punkt für Punkt und sofort!"
Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V. Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=22521 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_22521.rss2
Pressekontakt: Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: Mobil: 0151 55 01 69 43, E-Mail: baake@duh.de
Dr. Cornelia Ziehm, Leiterin Recht, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin Tel.: 030/258986-0, 0160/5337376, E-Mail: ziehm@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 258986-0, Fax: 030 258986-19, Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
57686
weitere Artikel:
- VKU zum EU-Gipfeltreffen / Erst geltende Wettbewerbsregeln umsetzen / Keine eigentumsrechtliche Entflechtung / Klimaschutzziele verbindlich festlegen Berlin (ots) - Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) teilt die Auffassung der EU-Kommission und der Bundesregierung, dass beim Klimaschutz dringend gehandelt werden muss. "Die CO2-Minderungsziele müssen mittel- bis langfristig festgelegt werden, um Planungs- und Investitionssicherheit zu gewährleisten", forderte VKU-Präsident Gerhard Widder im Vorfeld des EU-Gipfeltreffens. Er betonte, dass die Stadtwerke bereit seien, ihren Beitrag zu den von der Kommission hervorgehobenen Zielen Wettbewerb, Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit mehr...
- dbb für "Ballungsraumzulage" für untere Einkommensgruppen Berlin (ots) - Der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen plädiert für differenzierte Regelungen bei der Beamtenbesoldung, wenn es um die Berücksichtigung regionaler Unterschiede in den Lebenshaltungskosten geht. "Wir müssen den unteren Einkommensgruppen helfen", sagte Heesen dem Fernsehsender n-tv nach dem heutigen Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur so genannten Ballungsraumzulage für Beamte in München. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Verfassungbeschwerde eines Beamten des Freistaates Bayern auf Gewährung der "Ballungsraumzulage" mehr...
- Europäischer Gerichtshof schafft mit Placanica-Entscheidung Rechtsklarheit Berlin (ots) - Aufgrund der Entscheidung ist ein Ende der uneinheitlichen Rechtsprechung zum Thema Sportwetten in Deutschland absehbar Die im "Bündnis gegen das Wett-Monopol" zusammengeschlossenen Unternehmen und Sportvereine in Deutschland haben die heutige Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) im Fall "Placanica" ausdrücklich begrüßt. Mit dem Urteil werden jene deutschen Verwaltungsgerichte bestärkt, die bereits im Vorfeld der Entscheidung auf Grundlage des EuGH-Gambelli-Urteil aus dem Jahr 2003 zu dem Schluss mehr...
- Hauptschulen immer weniger gefragt Wiesbaden (ots) - Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, besuchen im laufenden Schuljahr 2006/07 rund 953 000 Schülerinnen und Schüler in Deutschland eine Hauptschule, das sind 10% aller Schüler in allgemeinbildenden Schulen. Seit dem Schuljahr 2001/02 ist die Zahl der Hauptschüler um 14,4% (- 161 000) gesunken. In den neuen Ländern haben Hauptschüler eine zahlenmäßig geringe Bedeutung: Nur rund 1% aller Schüler besuchen diese Schulart, die es nur in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gibt. Dagegen bilden die Hauptschulen in den alten mehr...
- Saarbrücker Zeitung: Schreiner will gegen Gesetz zur Rente mit 67 stimmen - Vorlage führt zu mehr Armut Saarbrücken (ots) - Der Sozialexperte der SPD, Ottmar Schreiner, hat eine Ablehnung des Gesetzes zur Rente mit 67 angekündigt, das am Freitag vom Bundestag verabschiedet werden soll. "Ich selbst kann einem Gesetz nicht zustimmen, von dem ich überzeugt bin, dass es in Deutschland zu mehr Armut führt. Das ist eine Gewissensentscheidung", sagte Schreiner der "Saarbrücker Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe). Er rechne mit etwa 20 Gegenstimmen aus den Reihen der SPD. So viele Abgeordnete hätten mittlerweile zwei Änderungsanträge unterschrieben, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|