Lausitzer Rundschau: Flucht, Vertreibung und Polen Die Frage nach der Schuld
Geschrieben am 06-03-2007 |
Cottbus (ots) - Es war vorhersehbar, dass es Trittbrettfahrer geben würde, die das große öffentliche Interesse an dem Schicksal der Flüchtlinge und Vertriebenen für ihre Ziele auszunutzen trachten. Und es wäre ein kleines Wunder gewesen, hätte die Vertriebenenfunktionärin und CDU-Abgeordnete Steinbach die Gelegenheit verstreichen lassen, über Polens Regierung herzufallen und diese mit der NPD gleichzusetzen. Tatsächlich aber kann uns die große Aufmerksamkeit, die zwei Fernsehabende zu Flucht und Vertreibung gewannen, lehren, wie wichtig das Gespräch über den Schrecken der Vergangenheit ist. Was wir unter uns Deutschen selbst brauchen an Besinnung auf die so lange fortwirkenden Verletzungen, das können wir vernünftigerweise anderen nicht verweigern. Das Misstrauen, das derzeit in Warschau regiert, hat wiederum viel damit zu tun, dass die Polen selbst mühsam versuchen, mit der Erinnerung an ihre eigene Geschichte ins Reine zu kommen. Um genau dieses Recht auf die eigene Erinnerung aber geht es bei den Diffamierungen, die Erika Steinbach ausspricht. Sie kann nicht hinnehmen, dass andere ihre Sicht auf die vergangenen einhundert Jahre nicht teilen, die sie ein Jahrhundert der Vertreibungen nennt. Sicher war es dies auch, im Gedächtnis vieler Deutscher sogar ganz besonders. Aber es war nicht weniger, es war zuerst ein Jahrhundert des Krieges. Es war dann zumal für die Polen vor allem ein Jahrhundert der blutigen Diktaturen, deren Ziel maßloser Terror und millionenfacher Mord war. Es ist ein Verdienst des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, dass es den Zusammenhang zwischen den schrecklichen Taten von Hitler und Stalin und dem Schicksal der Deutschen hinreichend nachgezeichnet hat. Und darin wird auch angedeutet, was Polen, Deutsche und Russen einen könnte in dem schwierigen Versuch, den noch immer so unterschiedlichen Blick zurück als Chance zur Versöhnung zu begreifen. Denn nur im Blick auf die, die Herrscher wie Nutznießer der Diktaturen waren, lassen sich die Ursachen erklären, die Europa zu einem Kontinent des Grauens machten. Die Deutschen, die sich zum Kriegsende auf die Flucht machten, hatten ein feines Gespür dafür. Sie wollten dem Zusammenprall dieser beiden Schreckensregime entgehen. Was Frau Steinbach nie verstanden hat, ist die schreckliche Gewissheit, dass es für Polen zu Kriegsbeginn wie zu Kriegsende keine Himmelsrichtung gab, in die sie hätten fliehen können.
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