LVZ: zur Leipziger Buchmesse
Geschrieben am 20-03-2007 |
Leipzig (ots) - Bücher & Realität Von Gisela Hoyer Zu den Ereignissen der kommenden Leipziger Tage gehört ein Buch, das vor Jahrzehnten geschrieben wurde: Werner Bräunigs wunderbarer Roman "Rummelplatz". In der DDR verboten, ist die Geschichte eines Autors, der seinen späten Erfolg nicht mehr erlebt, aber im Rang neben Christa Wolf steht, erst jetzt zugänglich und - weil es sich um große Literatur handelt - viel mehr als ein Zeugnis vergangener Zeiten. Nicht in jedem Fall ist der Zusammenhang zwischen Buch und Realität so offensichtlich. Doch wenn man das Programm dieser Buchmesse studiert, ist sehr offensichtlich, wie aktiv und im Zweifelsfall hautnah die Branche auf Themen und Probleme der Wirklichkeit reagiert. Die Rolle der östlichen Nachbarn im neuen Europa? Unter anderem bereits heute Abend Gegenstand - bei der diesjährigen Vergabe des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung an den Deutschen Gerd Koenen und den Russen Michail Ryklin. Die familiäre Rollenverteilung in der modernen Gegenwart? Unter anderem roter Faden einer langen Nacht unter der LVZ-Kuppel: "Was Frauen wirklich wollen". Die Klimaveränderung? Inhalt ungezählter Bücher. Menschliches Miteinander in Ausnahmesituationen? Siehe Josef Haslingers Erlebnis-Bericht vom Tsunami in Thailand "Phi Phi Island", wie Bräunigs "Rummelplatz" für den Preis der Buchmesse nominiert ... Auf dieser Messe, die traditionell heute Abend mit einem Festakt im Gewandhaus eröffnet wird, präsentieren rund 2200 Aussteller ihre Novitäten, werden beim längst weithin berühmten Lesemarathon "Leipzig liest!" in über 1900 Veranstaltungen die Dinge dieser Welt beredet. Von der ersten Liebe bis zum Schrecken alter wie aktueller Kriege, vom Generationenkonflikt bis zum Gartenratgeber, von der Globalisierung über falsche Ernährung bis zur Politikverdrossenheit. Dazu reisen gut 1500 Autoren aus allen Himmelsrichtungen an, dazu werden heuer mehr als 125 000 Besucher erwartet. Aus Leipzig und von weiter her. Und alle, die es kennen, schätzen das bunte Gedränge der neugierig Interessierten, die stundenlang stehen, um einen schönen Satz, einen aufgeklärten Gedanken, ein schlüssiges Argument zu hören. Die Fragen haben und auf Antwort hoffen. Oder wenigstens auf das ermutigende Erlebnis von Gemeinsamkeit. Ein überzeugendes Motiv, die Buchmesse zu besuchen. Denn Bücher sind ganz offensichtlich nicht tot zu kriegen, Technik-Entwicklung hin und her. Und selbst wenn die flüchtige Mediengesellschaft den jüngsten Aufreger längst abgehakt hat und beim nächsten angelangt ist - Bücher haben ein eigenes Tempo. Loten tiefer. Erinnern uns daran, was außerdem wesentlich, spannend, komisch, bemerkswert war, ist und bleibt. An Fakten, Erkenntnissen wie Gefühlen. Schlagen wir sie also auf, hören und schauen wir hin, vier Buchmessetage lang. Und danach.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
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