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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Linkspartei/WASG -

Geschrieben am 25-03-2007

Leipzig (ots) - Von Dieter Wonka. Wolf Biermann, die verdiente
Institution der deutschen Systembefreiung, wird heute Ehrenbürger des
rot-rot regierten Berlins. Ein für ihn bitteres Ergebnis der
deutschen Revolutionskultur. Für den Freiheitswanderer ist jeder Pakt
mit den DDR-Erben ein Verbrechen. Gold bedruckt, auf Büttenpapier,
wird Biermann trotzdem die Ehrung von Genossen Wowereit entgegen
nehmen. Ein Triumph der neuen Freiheit. Biermann wäre die Größe zu
wünschen, moralisches Entsetzen nicht mit demokratischen Resultaten
einer ordentlichen Wahl zu vermischen.
Wahlen bringen keine Ergebnisse nach dem Motto "Wünsch Dir was". Es
geht um Macht und Bürgeraufträge. Manches, was da bisweilen zustande
kommt, bis eine Mehrheit steht, ist entsetzlich, aber verbrecherische
Regime befinden sich woanders, beispielsweise in Kuba oder in
Tschetschenien. Im bundesrepublikanischen Geflecht der
Parteiendemokratie ist die ostdeutsche Volkspartei namens SED oder
PDS oder Linkspartei oder bald nur noch Linke weder in der
kriminellen Ecke, noch ist sie der resistente Büttel einer
SED-Schinderherrschaft.
Vielen mag er lästig sein, dieser Ost-West-Mischmasch aus großteils
bürgerlich-kleinbürgerlichen Senioren und überaus gelenkigen
Pragmatikern mit PDS-Hintergrund sowie Oskar Lafontaines Frust- und
Hilfstruppen mit Gewerkschaftshintergrund. Fragwürdig bleiben ihre
Thesen in der Außenpolitik und die störrische Staatshoffnung. Es gibt
viele moralische Gründe, mit "denen" - genauer mit denjenigen, die
die Schrecknisse kommunistischer Zwangsherrschaft verdecken wollen -
keine politischen Bündnisse zu bilden. Aber eines wird nicht
gehen:sie gutsherrlich mit einfachen Vorurteilen, nichtssagenden
Verfassungsschutz-Dossiers oder mit raubauziger
Fundamentalbeleidigung à la Wolf Biermann einfach "wegmachen" lassen,
so als sei die Partei nur ein lästiger Bastard der Demokratie.
Hartz IV, Tornado-Einsatz in Süd-Afghanistan, Rente mit 67 oder Ulla
Schmidts Gesundheitsreform - so lautet die Top-Agenda der neuen
Linken. Fände zu all diesen Themen eine Bürgerbefragung statt, so
ginge sie fatal für die Regierenden aus. Umgekehrt wäre die
Bundesrepublik ein Fall für den großen Illusionskünstler David
Copperfield in seinen besten Tagen, wollte man ein Land nur so
regieren, wie es sich Stammtisch-Genossen und Oskars Machtmaschine
wünschen. Vieles dauert länger, ist mühsamer und bedarf einer großen
Überzeugungsarbeit.
Diesem harten Weg der Politik als Annäherung an das Machbare hat sich
die PDSim Osten Deutschlands vielfach erstaunlich weit angenähert.
Lafontaines WASG-Mannen haben da noch viel nachzuholen. Stundenlanges
Ringen um das richtige Maß an linker Rechthaberei auf dem Dortmunder
Doppelparteitag bewies, dass sich die Partei am Rande der SPDnoch
immer schwer mit der Wirklichkeit tut. Aber sie bemüht sich. Ihr dies
absprechen zu wollen, ist mindestens so daneben wie Biermanns
Demokratietheorie, Berlin würde jetzt von einem Verbrecher-Syndikat
regiert.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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