Lausitzer Rundschau: Lausitzer Rundschau zur Integration von Migrantenkindern: Ins soziale Niemandsland
Geschrieben am 03-04-2006 |
Cottbus (ots) - Die Berichte aus Berlin-Neukölln sind Viagra für Populisten. Ein paar Tage "Schnupperknast" empfiehlt Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm, Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger will Elternabende zur Pflicht machen - war er je auf welchen? - und bei Bayerns Regierungschef Edmund Stoiber fliegen randalierende Schüler aus der Klasse. Aber wohin, bitte, fliegen sie? Bestimmt nicht in die Türkei. Die so reden sind Mitverursacher des Problems. Jahrzehntelang haben sie den Satz vor sich hergetragen, dass Deutschland kein Einwanderungsland sei. Asylbewerber sollten gerade nicht deutsch lernen. Sie sollten wieder weg und die "Gast"-Arbeiter ebenso. Aber sie sind trotzdem hier geblieben, ohne Förderung, ohne Forderung, ohne Integration. Und nun beschimpfen die Politiker deren "missratene" Kinder, die nichts kennen als ihr Ghetto, dafür, dass sie nichts anderes kennen als ihr Ghetto und seine Sprache, die Gewalt. Der verstorbene Bundespräsident Johannes Rau hat schon vor Jahren unangenehme Wahrheiten ausgesprochen, auch gegen jene, die mit ihrem multikulturellen Gewährenlassen die andere Hauptursache des Problems sind. Mit blinder Bewunderung für das Fremde und Abneigung gegen das Deutschsein haben sie Integration gepredigt, aber Parallelgesellschaften produziert. "Es gibt eine falsche Ausländerfreundlichkeit, die so tut, als müsse man nicht Deutsch lernen, wenn man auf Dauer bei uns leben will", sagte Rau. Ein Integrationsgipfel soll nun her. Ein Gipfel ist noch keine Lösung, aber ein erster Schritt. Das Thema wäre endlich da, wo es hingehört, in die Mitte deutscher Politik. Dann ginge es endlich um Schule, Elternhaus, Nachbarschaft, Sicherheit, Sozialarbeit, Lehrstellen, Frauenrechte. Aber ein solcher Integrationsgipfel kann nur Erfolg haben, wenn er anders an das Problem herangeht als bisher. Wenn das Ziel lediglich ist, den Ausländern beizubringen, "wie wir bei uns in Deutschland leben", so eine häufig gehörte Floskel, kann man es gleich lassen. Das ist nur eine mit Anforderungsprofilen für Migranten verschleierte Fortsetzung der Ausgrenzungspolitik. Sie beginnt mit Wissenstests und soll mit erleichterter Abschiebung enden. "Integration ist eine Leistung, die wir beiden abverlangen müssen, denen, die hier sind, und denen, die hinzukommen", hat Rau gesagt. Sie verlangt den Deutschen auch etwas ab, nämlich den echten Willen, mit Migranten zusammenzuleben - und Geld. Es ist übrigens nicht rausgeworfenes Geld. Wenn hernach die Schulen besser ausgestattet sind, wenn es mehr Sozialbetreuung, Lehrstellen und Elternarbeit gibt und weniger Toleranz gegen Gewalt, dann ist das nebenbei auch eine Antwort auf die Probleme, die manche Jugendliche haben, deren Elternhaus durchaus urdeutsch, aber genauso sozial schwach ist, und die nirgendwohin abgeschoben werden können, außer dorthin, wo sie zusammen mit den Migrantenkindern schon lange sind: ins soziale Niemandsland.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
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