LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Mindestlohn
Geschrieben am 27-03-2007 |
Leipzig (ots) - Die deutsche Wirtschaft ist gespalten - zumindest bei den Einkommen. Gestern verkündete die Deutsche Bank, dass ihr Chef Josef Ackermann im vergangenen Jahr satte 13,2 Millionen Euro Jahresgehalt einsteckte. Er reiht sich ein in die Gilde der Vorstandsvorsitzenden der anderen 29 Dax-Konzerne, die 2006 zusammen an die 150 Millionen Euro kassierten. Weit davon entfernt sind jene einfachen Arbeitnehmer, die mit einem Stundenlohn von zwei Euro oder gar noch weniger zurechtkommen müssen. Angesichts dieser Diskrepanz ist es kein Wunder, dass der Streit um Mindestlöhne an Schärfe zugenommen hat. Sicher, die Einkommen der Top-Manager mit denen der Geringverdiener zu vergleichen, bringt nicht viel - außer einer Neiddebatte. Dennoch verdeutlicht die Kluft augenscheinlich, wie nötig eine Regelung im Niedriglohnbereich geworden ist. Oftmals werden die Betroffenen so mies bezahlt, dass sie kaum mit Hartz-IV-Empfängern mithalten können. Und hier liegt das eigentliche Problem: Wenn sich tagtägliche Arbeit praktisch nicht lohnt und es erträglicher ist, auf staatliche Hilfen zu setzen, ist etwas falsch im Staate D. Diesen Widerspruch gilt es aufzulösen. Allerdings ist das leichter gesagt als getan. Denn gesetzlich festgelegte Mindestlöhne haben erhebliche Ecken und Kanten. Nicht nur, dass sie bei dem einen oder anderen Erinnerungen an planwirtschaftliche Reglementierung wachrufen. Vielmehr ist nicht genau abzusehen, welche Folgen verordnete Entgelte bescheren. Die Bereitschaft der Unternehmen, neue Leute einzustellen, könnte gedämpft werden. Bei jenen Firmen, die mit knappen oder sogar Null-Erträgen zu kämpfen haben, drohen Entlassungen oder das Aus. Mag sein, dass solche Betriebe auf Dauer ohnehin nicht überlebensfähig sind. Aber ihr Ende durch möglicherweise überhöhte Festlöhne vorzeitig heraufzubeschwören, ist auch nicht im Sinne des Erfinders. Zugleich darf allerdings dem freien Fall der Löhne nicht tatenlos zugesehen werden. Eine soziale Sicherung sollte eingebaut werden. Sonst müssen eines Tages die Beschäftigten ihren Lohn noch selbst mit auf Arbeit bringen. Mit der EU-Osterweiterung wird sich der Lohnkostendruck eher noch verstärken. Deshalb sind hier zu Lande Regelungen sinnvoll, die allen Beteiligten verlässliche Rahmenbedingungen verschaffen. Das war übrigens auch der Grund, weshalb bei Tarifeinigungen etwa am Bau einheitliche Grundvergütungen eingeführt wurden, oder die Arbeitgeber der Gebäudereiniger-Branche freiwillig einen Einstiegstarif einführten. Mit dem bestehenden deutschen Tarifvertragssystem sind Mechanismen vorhanden, sich innerhalb der Branchen zu einigen. Und zwar immer wieder neu - unter Berücksichtigung veränderter Gegebenheiten. Unternehmen, die nicht tarifgebunden sind, sollten einbezogen werden, indem die Allgemeinverbindlichkeit getroffener Vereinbarungen rechtlich erleichtert wird. Das hilft, den Einkommenszwiespalt, der sich durch Sparten und Regionen zieht, zu glätten. Wer ordentlich arbeitet, soll auch gutes Geld verdienen.
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