Westdeutsche Zeitung: Patientenverfügung = von Peter Kurz
Geschrieben am 28-03-2007 |
Düsseldorf (ots) - Endlich. Endlich befasst sich der Bundestag mit dem Sterben. Mit der Frage, inwieweit sich die Menschen darauf verlassen können, dass ihre Patientenverfügung umgesetzt wird. Tausende, ach was, Millionen warten darauf. Schon sieben Millionen Patientenverfügungen sollen in Deutschland in den Schubladen liegen. Ein Beweis, dass sich die Bürger sehr wohl mit dem Thema befassen, um das sich die Politik bisher herumdrückte. Ein Fall: Sie starrt seit fünf Jahren an die Decke im kargen Zimmer ihres Pflegeheims. Sie wird ernährt durch eine Sonde. Er hat sie jeden Tag besucht. Er selbst wollte nie das erleben, was ihr da passierte. Er setzte eine Patientenverfügung auf. Und brauchte sie gottlob nicht. Er wachte eines Morgens einfach nicht mehr auf. Sie hat wohl nicht gemerkt, dass ihr Mann, mit dem sie Jahrzehnte verheiratet war, auf einmal wegblieb. Ein Jahr ist das nun her. Noch immer liegt sie da. Sie, die als Ärztin Tausenden half, nun aber nicht darauf zählen kann, dass ihre Kollegen die künstliche Ernährung einstellen - sie dürfen es nicht, eben weil sie es versäumte, ein Patiententestament aufzusetzen. Sie ist eine lebende Tote, eine tote Lebende. Sie ist meine Tante. Und wenn sie sich überhaupt noch etwas wünschen kann, da bin ich sicher, so ist es, dass die Batterie des Herzschrittmachers ihre Energie verliert. Es gibt gute Gründe, das Thema Sterbehilfe und Patientenverfügung immer und immer wieder zu wägen. Nicht nur wegen unserer historischen Vergangenheit. Unter dem Deckmantel der Euthanasie (griechisch: "leichter Tod") töteten die Nazis geistig Behinderte und psychisch Kranke. Und beschönigten das als "Vernichtung lebensunwerten Lebens". Auch heute muss immer daran gedacht werden, wie es sich in Zeiten der Kostendämpfung stirbt, welcher Druck möglicherweise auf Kranke ausgeübt wird, sich für den Tod zu entscheiden. Doch es darf nicht sein, dass denjenigen, die sich ernsthaft Gedanken um diese existenzielle Frage machen, eine gesetzliche abgesicherte Handlungsanleitung für das Verfassen einer Patientenverfügung verweigert wird. Jeder von uns muss sich darauf verlassen können, dass das, was er sich unter einem Sterben in Würde vorstellt, von denen respektiert wird, in deren Händen sein Leben in den letzten Stunden und Tagen liegt.
Peter Kurz Politikredaktion Westdeutsche Zeitung Tel. 0211/83822223 Fax: 0211/83822392
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