Rheinische Post: Schnelle Franzosen
Geschrieben am 03-04-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Matthias Beermann
Der französische Superschnellzug TGV hat einen Weltrekord aufgestellt: Mit 574 Stundenkilometer brauste er gestern durch Nordfrankreich. Die Franzosen sind stolz auf die Spitzenleistungen ihrer Ingenieure - und das zeigen sie auch. Recht haben sie! Solche Momente sind wichtig für ein Land und seine Bürger, sie motivieren. Dass für den Rekord in wenigen Minuten der Jahresstrombedarf von wer-weiß-wie-vielen Haushalten verbraten wurde, darüber wäre in Deutschland lang und breit debattiert worden. Die Franzosen sehen dagegen vor allem die Chancen eines solchen Spektakels. Das Rekord-Prestige wird helfen, Bahntechnik made in France zu exportieren und in der Heimat hochqualifizierte Arbeitsplätze zu sichern. Erfolge wollen sichtbar sein. Aber ausgerechnet im Hightech-Standort Deutschland gibt es die Neigung, technologische Leistung zu verstecken oder sie gar madig zu machen. So ist die revolutionäre Magnetschwebebahn Transrapid im Ausland nicht nur wegen ihrer hohen Kosten zum Ladenhüter geworden, sondern auch weil sie in Deutschland ungeliebt war. Wie soll man ein Produkt verkaufen, von dem man nicht selbst überzeugt ist? Das könnte den Franzosen nicht passieren.
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