Westfalenpost: Du arme Sau Schweinepest noch nicht gestoppt
Geschrieben am 04-04-2006 |
Hagen (ots) - Von Joachim Karpa
Das Virus wütet. Das Land bekommt die Schweinepest nicht in den Griff. Die Suche nach dem Seuchenherd verläuft sich im Stall. 25 000 Sauen und Ferkel werden bis Ende der Woche im Sperrbezirk getötet. Arme Schweine: Tod durch die Elektrozange. Und die EU guckt nicht länger zu. Sie entscheidet heute über ein generelles Transportverbot für Schweine aus NRW. Nicht einmal die Fahrt zum Schlachthof soll erlaubt sein. Die Folge: Fette Schweine stehen dick und dicht wie nie im Stall, koten und urinieren, was der Körper hergibt, nur der Gedanke an Tierschutz bleibt draußen. Eine Schweinerei. Und kein appetitanregendes Szenario. Schnitzel, Frikadelle oder Bratwurst lassen die Geschmacksnerven kalt. Auch die Zukunftsaussichten bleiben dem Verbraucher im Hals stecken. Auf rosiges, wenig wässriges Fleisch von glücklichen Schweinen kann er lange warten. Fleischfabriken mit Megaställen für bis zu 85 000 Tiere, gefördert vom Bund, bereiten den Borstenvieh-Baronen den Weg. Die arme Sau steht mit tausenden Artgenossen im Stall. Und ist ein Tier krank, müssen alle sterben. Die industrielle Haltung der Tiere in riesigen Mastanlagen hält kein Schwein ohne Medikamente aus und ist Gift für die Fleischqualität. Vom Gülleproblem ganz zu schweigen. Die Exkremente von 85 000 Schweinen entsprechen denen einer Stadt mit 190 000 Einwohnern. Die Verbraucher haben es in der Hand. Sie müssen an der Fleischtheke darüber abstimmen, was sie sich selbst und wieviel ihnen artgerechte Tierhaltung wert sind. Auch wenn sie deutlich mehr bezahlen.
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