LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Energiegipfel
Geschrieben am 04-04-2006 |
Leipzig (ots) - Von Bernd HilderAußer Spesen nichts gewesen auf Angela Merkels Energiegipfel? Auch wenn die konkreten Ergebnisse mager ausfallen, lautet die Antwort nein. Denn dass ein solches Treffen zwischen Politik und Energiewirtschaft überhaupt zustande gekommen ist, hat Eigenwert und Signalwirkung. Die Botschaft lautet: In der deutschen Energiepolitik darf nicht so ideologiebeladen und orientierungslos weitergewurstelt werden wie bisher. Jeder durfte mal seinen Quark auf die heiße Kartoffel löffeln, um sie dann doch aus den verbrannten Fingern fallen zu lassen. Rot-Grün hatte Energie als eines der größten Zukunftsprobleme erkannt, sich dann aber mit Scheuklappen, die die SPD in der Großen Koalition immer noch nicht abgelegt hat, in eine Sackgasse verirrt. Die Wahrheit ist: Weder mit der konventionell-traditionellen Energiegewinnung über Öl, Gas oder Kohle kann die Energieversorgung des rohstoffarmen Industrieriesen Deutschland sichergestellt werden, noch ist das allein mit Stromsparen, Hausisolieren und erneuerbaren Energieträgern wie Windmühlen und Sonnenkollektoren möglich. Wer den sozialpolitischen Pressluft-Hammer verordneter und sofortiger Preissenkungen für die von Wohn-Nebenkosten gepeinigten Verbraucher erwartet hatte, muss zwangsläufig enttäuscht sein: Solche Geschenke hatten die Chefs der vier großen Stromkonzerne nicht im Gepäck. Damit kann auch in den kommenden Jahren nicht gerechnet werden, falls die Rohstoffpreise nicht doch überraschend fallen - oder der Staat die happigen Energiesteuern senkt. Der Hinweis der Stromversorger, in den kommenden Jahren würden 70 Milliarden Euro in neue Kraftwerke und marode Netze investiert, kann wirtschafts- und energiepolitisch nur begrüßt werden. Aber solche Investionen machen trotz bislang solider Konzern-Gewinne Preissenkungen noch unwahrscheinlicher. Allzu großes Lob können die unter zu geringem Wettbewerbsdruck stehenden Manager für die angekündigten Investitionen sowieso nicht beanspruchen: Die sind lange überfällig. Weil viele Kratfwerke überaltert sind, droht Deutschland zum Energieimporteur abzusteigen. Unter Eis kollabierende Überlandleitungen sind mieser Service am Kunden. Der Mangel von Merkels Energiegipfel ist, dass manche heiße Kartoffel gleich im Topf blieb. So wäre mittelfristig die beste Sicherung der deutschen Energieversorgung, die Restlaufzeiten der Kernkraftwerke zu verlängern. Doch weil Merkel um den Koalitionsfrieden fürchtet, muss sie das Vernünftige ausblenden. Aber auch wie Deutschland zukünftig die Abhängigkeit vom immer knapper und teurer werdenden Öl abbauen kann, stand nicht sehr weit oben auf der Tagesornung. Länder wie Schweden demonstrieren gerade, dass man mit Bio-Kraftstoffen die Luftverpestung reduzieren kann. Gleichzeitig sinkt die Abhängigkeit von den Öl-Staaten und das Autofahren, dass vielen Menschen individuelle Freiheiten garantiert, bleibt für weniger Wohlhabende bezahlbar. Merkels Gipfel war ein Auftakt. Der zukünftige Weg der deutschen Energieversorgung ist aber noch nicht sichtbar.
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