Lausitzer Rundschau: Untersuchung zu Studiengebühren: Der ferne Staat
Geschrieben am 11-04-2007 |
Cottbus (ots) - Die Umfrage hätte man sich sparen können, bei der Studenten sagen sollen, was sie von Studiengebühren an staatlichen Hochschulen halten. Ihre Ergebnisse zeigen nur, dass für die große Mehrheit der Betroffenen die fordernde öffentliche Hand an der Uni ein Tabubruch ist. Noch sind wir das nicht gewohnt, was bei den Rundfunkanstalten oder auf dem Passbüro längst hingenommen wird. Die 1000 Euro, die einige Bundesländer jährlich ihren Studenten abverlangen, werden die Qualität der wissenschaftlichen Ausbildung nicht wesentlich steigern. Hochschulen bleiben in der Bundesrepublik abhängig von staatlichen Transferleistungen und damit steuerfinanziert. Interessant sind andere Ergebnisse der Befragung aber dann doch. Da, wo sie selbst zahlen, werden Studenten zu einem selbstbewussteren Klientel, das auch eine kontrollierbare Gegenleistung einfordert. Dabei finanzieren überall in Deutschland die Bildungsminister Universitäten nicht aus ihrer Privatschatulle. Es zeigt sich einmal mehr, dass die Ansprüche der Bürger an staatliche Institutionen nicht groß sind. Der ferne, teure Staat mit den allzu oft als Zumutung empfundenen und auch noch gebührenpflichtigen Bildungsinstitutionen erscheint wie ein Schicksalsschlag. So zieht es einen wachsenden, zumeist gut betuchten Teil der Studierenden an private Einrichtungen. Die verlangen zwar ein Vielfaches, versprechen andererseits aber wesentlich bessere Startchancen im Berufsleben. Das gewachsene Misstrauen gegenüber den staatlichen Einrichtungen wurzelt ja auch an allzu offenkundigen Widersprüchen seiner Vertreter. Warum wollen SPD, PDS und Grüne ein kostenfreies Studium, obwohl die frühkindliche Betreuung für viele Eltern ein teurer Spaß bleibt? Die Kritiker aus dem Ausland halten uns schließlich vor, dass der soziale Status der Eltern schon den Schulerfolg bestimmt und es deswegen viele gar nicht bis zur Uni schaffen. Da wäre der Kampf um die Abschaffung der Kita-Gebühren oberste Priorität. Und bei den Studiengebühren die völlige Befreiung derer, die jetzt auf BaföG angewiesen sind.
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