LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zur Frankreich-Wahl -
Geschrieben am 23-04-2007 |
Leipzig (ots) - Von Lutz Hermann. Frankreichs Präsidentschaftswahl ist in ihrem ersten Teil ohne Überraschung ausgegangen. Der Extremist Le Pen verlor eine Million Wähler. Er hat sein traditionelles Normalmaß erreicht. Die politische Mitte gewinnt an Bedeutung, weil es dem Liberalen François Bayrou gelang, die Zentrumskräfte als dritte Partei zu bündeln. Außerdem schält sich ein Favorit heraus, Nicolas Sarkozy, der mehr politische Erfahrung hat als seine Rivalin Ségolène Royal. Er kann die Schlussrunde, die Stichwahl am 6. Mai, durchaus gewinnen. 31,2 Prozent Stimmenanteil ist ein gutes Polster. Positiv schlägt die hohe Wahlbeteiligung zu Buche. Zu schnell fanden sich die Regierenden mit dem Urteil von Meinungsforschern ab, die Franzosen hätten das Interesse an der Politik verloren. So war Premier Lionel Jospin im Jahr 2000 ein Opfer der Wahlverdrossenheit, weil dessen Anhänger zu Hause blieben und Le Pen so die Gelegenheit gaben, den Sozialistenchef schon im ersten Durchgang herauszukippen. Nach der Wahl des neuen Präsidenten in 14 Tagen endet die monatelange Kampagne. Frankreich kann zur Tagesordnung übergehen, zum Beispiel zur Außen- und Europapolitik. Paris hat - wie auch die Niederlande - mit seinem Nein zur EU-Verfassung die Europäische Union in eine tiefe Krise gestürzt. Berlin und die anderen Partner erwarten, dass der oder die Neugewählte wieder politisch initiativ und beweglich wird. Sarkozy sagt zu, nach seinem Einzug in den Elysee-Palast einen verschlankten Verfassungstext zu unterbreiten. Er würde ihn in der Nationalversammlung zügig verabschieden lassen. Ségolène Royal dagegen denkt an ein neues Referendum. Sie riskiert, dass eine zweite Volksbefragung abermals scheitert. Neue Handlungsfähigkeit verspricht das nicht. Kritische Fragen, gerade aus Deutschland, sollten einem Präsidenten Sarkozy gestellt werden. Aus einer Reihe von Erklärungen geht seine Distanz zur deutsch-französischen Zusammenarbeit hervor. Keinen Motor mehr, sagt er, dafür eine Gruppe von sechs bis acht EU-Staaten als Kern. Jüngst zeigte er historisches Unverständnis dafür, wieso der Völkermord an den Juden unter Hitler möglich gewesen sei. Ségolène Royal hat dem 52-Jährigen einen Blick in die Geschichte empfohlen. Sarkozys Bemerkung lässt ahnen, dass für ihn der deutsche Nachbar noch immer ein Rätsel ist. Doch die Erfahrung lehrt, dass Neugewählte im Elysee einige Zeit zum Einarbeiten und zur Einstellung auf Partner brauchen. Mitterrand hatte ein Problem mit der deutschen Wiedervereinigung, Chirac blickte am Anfang seiner Präsidentschaft misstrauisch auf Deutschland. Beide wurden mit der Zeit Freunde und enge Wirtschaftspartner. Angela Merkel wird Geduld und Toleranz aufbringen müssen.
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