Rheinische Post: Was es heißt, mit Kindern zu reden
Geschrieben am 23-04-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Jens Voss
Die Hälfte der Vierjährigen muss also noch einmal getestet werden - und die Beunruhigung darüber lässt sich nicht mit methodischen Zweifeln wegwischen. Es geht bei unserer Sprache ja nicht nur um kalte handwerkliche Fähigkeiten zur Lebensbewältigung - Sprache ist in der Tiefe ein Geschenk von Menschen an Menschen. Und wo es mit der Sprache hapert, da hapert es mit den Menschen. So ist die Sorge, dass Familien in Zonen der Sprachlosigkeit driften, der eigentliche Alpdruck hinter der Meldung von den Sprachstandserhebungen. Daher darf man sagen: Trotz möglicher methodischer Schwächen sind die Tests hilfreich. Nur so eröffnet sich die Chance gegenzusteuern. Daneben ist dieser Moment des Luftanhaltens angesichts der überraschend hohen Zahl von Zweit-Tests auch eine Chance, innezuhalten und über das Leben mit Kindern nachzudenken. Es heißt immer: Kinder brauchen Zeit. Es ist wohl auch umgekehrt: Wir Erwachsenen brauchen Zeit - Zeit mit unseren Kindern. Zeit, um mit ihnen zu spielen, um mit ihnen die Lust am Leben zu teilen oder eben Kummer. Zeit, um ihre Seele zu erkunden und Zeit, ihnen unsere Seele zu öffnen. Das alles nennt man gemeinhin auch: Liebe. Sprache ist das Fenster dazu, und wenn es wirklich so sein sollte, dass die Sprache unserer Kinder verarmt, dann verarmen in Wahrheit wir.
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