Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zur RAF
Geschrieben am 25-04-2007 |
Mainz (ots) - Die Wege der deutschen Justiz sind manchmal merkwürdig. 30 Jahre nach dem Mord an Generalbundesanwalt Buback wird gegen Stefan Wisniewski ermittelt. Hinweise, dass er geschossen hat, gab es angeblich schon in den 80er Jahren. Haben sich die Sicherheitsbehörden damals gegenseitig nicht über den Weg getraut? Hat jemand eigene Süppchen gekocht? Merkwürdig. Und beunruhigend für den Bürger, der sich darauf verlassen muss, dass der Staat funktioniert. Bemerkenswert ist auch, warum der Fall Buback gerade jetzt erneut aufgerollt wird: Der ehemalige Terrorist Boock hat dem Sohn des Opfers Informationen gegeben. Die entsprechen vielleicht der Wahrheit, vielleicht nicht. Womöglich sollen sie auch nur dazu dienen, den Ex-Terroristen Christian Klar zu entlasten, damit der rascher aus dem Gefängnis kommt. Fragen über Fragen. Die Bundesanwaltschaft tut gut daran, sorgfältig und sehr schnell zu ermitteln, denn es wäre verheerend, wenn durch ein Wirrwarr von Unklarheiten die Ungeheuerlichkeit der RAF-Verbrechen vernebelt oder gar relativiert würde. Die ehemaligen Terroristen sind vergleichsweise billig davongekommen, weil das Strafrecht dies so vorsieht. Wenn Klar 2009 entlassen wird, hat er keinen Anlass, sich zu beklagen. Ihn vorher zu begnadigen, wäre eine höchst problematische Entscheidung des Bundespräsidenten. Dass Michael Buback, Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts, für Klars Freilassung plädiert und mit Boock im Fernsehen auftritt, ist emotional-menschlich zwar nachvollziehbar. Aber angemessen ist es nicht. Es bedient den Voyeurismus und stilisiert einen verurteilten Mörder zum Pseudo-Star.
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