Südwest Presse: Kommentar: Putin
Geschrieben am 26-04-2007 |
Ulm (ots) - Die Drohung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, aus dem KSE-Anpassungsvertrag von 1999 über die konventionelle Abrüstung auszusteigen, ist nicht neu. Neu ist, dass er dies mit dem Raketenabwehrsystem der USA in Polen und Tschechien begründet. Die Drohung hat freilich keinen ernsten Hintergrund, sondern ist nur eine neue Variante seines Pokerspiels um die US-Raketen. Dies umso mehr, als seine Militärs ein solches Junktim bisher dementiert hatten. Denn die in Istanbul vereinbarten Obergrenzen für Panzer, Artillerie und Hubschrauber sind den Russen schon lange ein Dorn im Auge. Vor allem nach Tschetschenien, Georgien und in andere unruhige Regionen im Süden wollen sie mehr Truppen schicken, als ihnen der Anpassungsvertrag gestattet. Deshalb sind die Russen bisher auch nicht, wie vereinbart, aus Georgien und Moldawien abgezogen, ein Grund dafür, warum viele Nato-Staaten die KSE-Anpassung nicht ratifiziert haben. Schließlich sind inzwischen die baltischen Staaten der Nato beigetreten, weshalb Russland nun auch seine Nordflanke bedroht sieht, obwohl der Vertrag dafür keine Gründe liefert. Letztlich hat sich Russland mit der Erweiterung der Nato immer noch nicht abgefunden. Putin hängt auch noch zu stark an der Doktrin der gegenseitigen atomaren Abschreckung, als dass er sich neuen Strategien der defensiven Raketenabwehr öffnen würde.
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