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ISGF: Alkoholkonsum verursacht jährlich 3'500 Todesfälle in der Schweiz

Geschrieben am 10-05-2007

Zürich (ots) - Alkoholkonsum ist einer der wichtigsten
Risikofaktoren für vorzeitigen Tod und Krankheitslast in der Schweiz.
In einer vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Auftrag gegebenen
Studie stellt das Zürcher Institut für Sucht- und
Gesundheitsforschung fest, dass im Jahr 2002 in der Schweiz 2'432
Todesfälle bei Männern und 1'033 Todesfälle bei Frauen durch
Alkoholkonsum verursacht wurden.

Unter Einberechnung der schützenden Effekte ist davon auszugehen,
dass Alkoholkonsum für 5.2% aller Todesfälle bei Männern und 1.4%
aller Todesfälle bei Frauen im Jahre 2002 verantwortlich ist. Die
Folgen von Alkohol auf die gesundheitliche Situation der
Schweizerinnen und Schweizer werden allerdings erst deutlich, wenn
man nicht nur die reinen Todeszahlen betrachtet, sondern auch den
(meist verfrüht eintretenden) Todeszeitpunkt. So war Alkoholkonsum
verantwortlich für 10.5% aller vorzeitig verlorenen Lebensjahre bei
Männern und für 4.9% bei Frauen. Auf die gesamte jährliche
Krankheitslast bezogen, zählt der Alkoholkonsum mit 12.9% bei Männern
und 4.2% bei Frauen zu den 5 wichtigsten Krankheitsfaktoren in der
Schweiz.. Mit "Krankheitslast" sind gemäss Definition der WHO sowohl
durch Tod verlorene Lebensjahre wie durch krankheitsbedingte
Behinderungen geminderte Lebensjahre gemeint. Für die
Gesundheitsfolgen von Alkohol ist dieses Muster typisch: Viele der
alkoholbedingten Krankheiten führen nicht unmittelbar zum Tod, sind
aber mit deutlichen Einschränkungen verbunden.

Alkohol als krebserzeugende Substanz

Von der Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation in
Lyon wurde Alkohol aufgrund der immer deutlicheren wissenschaftlichen
Beweislage unlängst als "krebserzeugende Substanz" eingestuft. Brust,
Mund und Rachen, Speiseröhre, Leber, Darm und Rektum sind diejenigen
Organe, bei denen Alkoholkonsum erwiesenermassen das Risiko für Krebs
erhöht. Dabei ist, wie sich beim Brustkrebs zeigt, das Risiko unter
Umständen schon bei einem Glas täglich signifikant höher als bei
Nichttrinkerinnen, unabhängig davon, ob Bier, Wein oder Schnaps
konsumiert wird. Alkoholkonsum kann zudem tödlich wirken, wenn
Leberkrankheiten wie z.B. Leberzirrhose verursacht werden. Dass
Alkoholkonsum durch erhöhte Unfallgefahr als "Killer" wirken kann,
ist weithin bekannt. Im Allgemeinen unterschätzt wird das tödliche
Risiko, das mit sporadisch hohen Alkoholmengen - z.B. bei
Rauschtrinken - in Bezug auf Herz-Kreislauf-Krankheiten und
insbesondere Herzinfarkt entsteht. Insgesamt wurde für mehr als 60
Krankheiten ein Zusammenhang mit Alkoholkonsum nachgewiesen.

Strukturelle Massnahmen sind kostengünstig und effizient

Das Ausmass alkoholbedingter Probleme ist umso erstaunlicher, als
wirksame und effiziente Massnahmen existieren, um alkoholbedingte
Krankheiten und Unfälle zu mindern. Steuererhöhungen sind eine
Möglichkeit, hier effizient Abhilfe zu schaffen. Andere Möglichkeiten
bestehen darin, den geltenden Jugendschutz in allen Kantonen besser
durchzusetzen oder den Verkauf von Alkoholika auf bestimmten
Veranstaltungen zu verbieten oder einzuschränken. Insgesamt lässt
sich durch solche Massnahmen der strukturellen Prävention ein grosser
Anteil der oben genannten Krankheitslast schnell und nachhaltig
reduzieren. Für Personen, die alkoholkrank sind, sollten zudem
wirksame Therapien angeboten werden. "In der Schweiz sollte aber vor
allem im Bereich der strukturellen Prävention mehr getan werden",
erläutert Prof. Rehm. "Wir sollten uns an Ländern wie Italien und
Frankreich ein Beispiel nehmen, in denen in den letzten Jahren der
Alkoholkonsum und damit alkoholbedingte Krankheiten deutlich
reduziert werden konnten! Dabei geht es auch darum, Schäden an
unbeteiligten Dritten zu reduzieren."

Der Forschungsbericht zur Studie ist im Internet heruterladbar
unter:
http://www.isgf.ch/fileadmin/downloads/Finalreport_BAG_05.001178.pdf



Originaltext: Institut für Sucht- und Gesundheitsforsc
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=66455
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_66455.rss2

Pressekontakt:

Prof. Dr. J. Rehm
Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung
Tel.: +41/44/448'11'60
E-Mail: jtrehm@isgf.uzh.ch


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