Westfalenpost: Die Weltwichtigtuer G8-Gipfel: Aufwand und Ertrag
Geschrieben am 30-05-2007 |
Hagen (ots) - Von Winfried Dolderer
Was haben Gleneagles, Sea Island, Evian oder Kananaskis miteinander gemein? Diese Namen sagen Ihnen nichts? Das sollten sie aber vielleicht, denn sie stehen für Orte, an denen sich in früheren Jahren die Staats- und Regierungschefs der G8 versammelt haben, so wie sie das demnächst in Heiligendamm tun werden. Wenn die G8 tatsächlich wären, wofür zumindest ihre Kritiker sie halten, der Club der Weltwichtigen, wo über Wohl und Wehe von sechs Milliarden Erdenbürgern entschieden wird, dann müsste jeder dieser Ortsnamen einen Markstein der jüngeren Geschichte bezeichnen. Und was in Gleneagles oder Kananaskis beschlossen wurde, jedem am Weltgeschehen leidlich Interessierten geläufig sein. Dass dem nicht so ist, lässt erahnen, was wir von dem bevorstehenden Gipfel zu erwarten haben. Und in welchem Verhältnis Aufwand - 100 Millionen für die Veranstaltung und ihren Schutz vor unerwünschten Teilnehmern, mehrere Tage Ausnahmezustand für eine ganze Region - und Ertrag zueinander stehen werden. Die alljährlichen Pilgerfahrten des politischen Spitzenpersonals aus acht Ländern an irgendeinen Ort zählen längst zu jenen Ritualen, für die man sich keinen anderen Sinn mehr vorstellen kann als den, dass sich alle Beteiligten einfach daran gewöhnt haben. Das mag vor drei Jahrzehnten, als der deutsche Kanzler Schmidt und der französische Präsident Giscard d'Estaing damit anfingen, anders gewesen sei. Damals waren es wohl tatsächlich noch die Chefs der wichtigsten Industrieländer, die sich trafen. Ende der Neunziger adoptierten sie Russland, nicht so sehr seiner Bedeutung als Industriemacht wegen als aus Artigkeit gegenüber Herrn Jelzin. Da hatte sich die Kaminrunde längst in gigantische Dimensionen ausgewachsen mit immer mehr Personal, immer mehr Medienauftrieb, immer inhaltsärmeren Beschlüssen, an Substanz also stark eingebüßt. Mehr noch zehrt der Wandel des globalen Kräfteverhältnisses an der Bedeutung der G8. Es wäre ja vermessen, sie heute noch den Club der wirtschaftlich Wichtigsten zu nennen. Man müsste dann begründen, warum Italien unbedingt dabei sein muss, China aber nicht. Auf diesen Einwand hört man neuerdings den Hinweis, die G8 sei eine "Wertegemeinschaft". Dann freilich fragt sich, was Putins Russland dort zu suchen hat. Mit anderen Worten: In Heiligendamm treffen sich Leute, die nicht mehr so recht wissen, wer sie sind, und noch viel weniger, was sie miteinander wollen. Für mehr als den kleinsten gemeinsamen Nenner reicht es jedenfalls nicht. Im Grunde müssten sie froh sein um jeden Demonstranten am Zaun. Dieses Publikum hält ihre Veranstaltung immerhin für wichtig.
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