Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Taylor-Prozess
Geschrieben am 04-06-2007 |
Bielefeld (ots) - Auf der Skala bestialischer Verbrechen rangiert Charles Taylor weit oben. Damit steht erstmals ein amtierender afrikanischer Präsident vor einem Richter. Das ist das entscheidende Signal. Ob Taylor nun am ersten Verhandlungstag theatralisch Fairness einfordert oder nicht. Mit dem aus Sicherheitsgründen nach Den Haag verlegten Verfahren steigt in jedem Fall die Zuverlässigkeit der Rechtsprechung. Der mit 75 Prozent demokratisch, - Kenner sagen: aus Angst - gewählte Präsident hat seine Macht auf Kindersoldaten, Blutdiamanten und Terror pur aufgebaut. Bislang erfuhren nur Afrika-Kenner in erschütternden Büchern und UN-Berichten etwa von der Verstümmelungspraxis der Taylor'schen Horden. Der von Liberia angezettelte Krieg kannte keinen definierbaren Gegner. Nicht Stamm gegen Stamm oder Partei gegen Partei, sondern Bewaffnete gegen Unbewaffnete lautet die Schlachtordnung des blinden Terrors. 200000 Tote und Zehntausende von Krüppeln, denen Hände fehlen oder andere Gliedmaßen abgeschlagen wurden, zeugen von den Folgen des Wütens gegen die Menschlichkeit. Viele Opfer sind so arm, dass sie weder Fernsehbilder noch Radionachrichten vom Prozess gegen Taylor erreichen werden. Empfangsprobleme haben andere Schlächter im Exil wie Ex-Präsident Mengistu Haile Mariam aus Äthiopien und Hissène Habré (Tschad) nicht. Sie werden die Nachrichten hören.
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