Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Streit am Bau
Geschrieben am 04-06-2007 |
Mainz (ots) - Die Baubranche ist durch ein langes Tal der Tränen gegangen. Das hat dazu geführt, dass viele Unternehmen, sofern sie die langen Hungerjahre überhaupt überlebt haben, auch jetzt in Zeiten des Booms extrem schwach auf der Brust sind. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass es ziemlich lange dauerte, bis sich die Tarifpartner zusammengerauft hatten. Gelungen war dies nur durch einen, wie es schien, erträglichen Kompromissvorschlag, den der frühere Bundeswirtschaftsminister Clement als Schlichter Ende Mai auf den Weg gebracht hatte. Doch die Freude war verfrüht, denn zwei Landesverbände Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben noch einmal nachgerechnet und sagen nun doch Nein. Damit machen sie sich auch im eigenen Lager kaum Freunde, denn ein Streik ist so ziemlich das Letzte, was die Branche jetzt brauchen kann. Die Auftragsbücher sind bundesweit knallvoll, vielen großen wie kleinen Firmen mangelt es längst an Fachkräften. So ist gut zu verstehen, dass es eine bundesweit einheitliche Haltung im Arbeitgeberlager nicht gibt. Und weil das die Gewerkschaft wohl weiß, wird sie auch nur in den beiden Bundesländern die Muskeln spielen lassen. Auf dem Spiel steht indes weit mehr als nur der jetzt wieder in Frage gestellte Kompromiss. Es geht auch und vor allem um den im großen und ganzen durchaus bewährten Flächentarifvertrag. Der gibt der Branche Planungssicherheit, und er ist längst nicht so starr, wie Kritiker immer ins Feld führen. Denn eine ganze Reihe von Sonderklauseln berücksichtigt längst schon sehr wohl die Lage in einzelnen Gewerken und auch Regionen. Das Nein aus dem Norden tut der Branche keinen Gefallen.
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