Rheinische Post: Solist Sarkozy
Geschrieben am 09-07-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Anja Ingenrieth
Der neue französische Präsident wird bereits "Solo-Sarko" genannt: In Macher-Manier reißt er alles an sich. Rücksicht auf seine Minister kennt er nicht. Auch auf der europäischen Bühne greift Nicolas Sarkozy nach der Hauptrolle. Und er brüskiert mit Alleingängen zunehmend seine Partner. In seiner kurzen Amtszeit hat Sarkozy bereits die strikte EU-Sparpolitik, die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB) und die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei grundlegend in Frage gestellt. Zudem fordert er eine EU-Wirtschaftsregierung sowie die Ausrichtung der EU Richtung Mittelmeer statt gen Osten. Neue Grundsatz-Konflikte über den künftigen Kurs der EU sind programmiert. Zumal mit Gordon Brown in Downing Street 10 ein neuer mächtiger Mitspieler in Großbritannien sitzt, der die Einführung des Euro auf der Insel hintertrieb und viel von neuen EU-Erweiterungen, aber wenig von mehr Integration hält. Seine EU-Kollegen müssen den Sturm-und-Drang-Präsidenten zum Zurückschalten zwingen. Denn wenn er sich und seine "Frankreich zuerst"-Politik nicht zähmen lernt, steht Europa viel Streit bevor. Der Pariser Solist muss sich in Brüssel das Mannschafts-Spiel aneignen, sonst bleibt ihm auf der EU-Bühne der Erfolg versagt.
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